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Olympia 2012 Olympia 2012: Fechter sehen keine Chance für Havanna

Von Marc Zeilhofer 13.10.2003, 15:26
Archivbild: Finalkampf um Gold während der Weltmeisterschaften im Fechten zwischen dem Deutschen P. Joppich (r) und Italiener S. Vani (l) in Havanna, Cuba. (Foto: Alejandro Ernesto, dpa)
Archivbild: Finalkampf um Gold während der Weltmeisterschaften im Fechten zwischen dem Deutschen P. Joppich (r) und Italiener S. Vani (l) in Havanna, Cuba. (Foto: Alejandro Ernesto, dpa) EFE

Havanna/dpa. - Olympische Spiele 2012 in Havanna - das kann sich die erfahrene Sport-Funktionärin Erika Dienstl wirklich nicht vorstellen. «Das Thema Olympia-Bewerbung hat sich wohl erledigt», sagte die resolute Ehrenpräsidentin des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB). Die kubanische Hauptstadt geht gegenüber den Mitbewerbern Paris, New York, Rio de Janeiro, Moskau, Madrid, Istanbul, London und Leipzig ohnehin nur als krasser Außenseiter ins Rennen. Während der am Sonntag zu Ende gegangenen Fecht-Weltmeisterschaften tat der kommunistische Staat jedoch nichts, um bei Sportlern, Funktionären und internationalen Medien zu punkten.

Sogar die einheimische Presse kritisierte ungewohnt offen die Organisation als «schlampig» und «Schande für das Land». Die Durchführung der Fecht-WM offenbarte in allen Bereichen Mängel. Trainer und Journalisten waren den ganzen Tag auf der Suche nach Ergebnislisten, Fechter fahndeten nach ihren Gegnern und der richtigen Planche, am ersten Tag existierte ein Zeitplan nur auf dem Papier. Stromausfälle und ein nahezu nicht existierendes Transportsystem hingegen mögen weniger der Organisation als der Mangelwirtschaft Kubas zuzuschreiben sein.

Der Vize-Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, wunderte sich bei seinem Besuch über die nur spärlich besetzte 11 000-Zuschauer-Halle «Ciudad deportiva». «Ich hätte mir mehr Zuschauer gewünscht. Das sieht schon sehr dünn aus», sagte der Tauberbischofsheimer Florett-Mannschafts-Olympiasieger. Angesprochen auf Havannas Chancen blieb Bach so diplomatisch und neutral, wie es sein Amt erfordert. Er verwies auf die enorme Rolle der Sports beispielsweise im kubanischen Erziehungswesen und lobte das erst kürzlich eröffnete Anti-Doping-Labor in Havanna.

Kenner der olympischen Szenerie vermuten, dass die 2,2-Millionen- Metropole die Ausscheidung im Juni 2004, bei der anhand eines schriftlich zu beantworteten Fragebogens die technischen Voraussetzungen für die Durchführung der Spiele geprüft werden, bereits scheitern wird. Zwar sind von den Panamerikanischen Spielen 1991 viele Anlagen bereits vorhanden, darunter eine Schwimmhalle und ein Leichtathletik-Stadion für 40 000 Zuschauer. Doch diese Anlagen sind bereits nicht mehr auf dem notwendigen Stand, um den Gigantismus der jüngsten Sommerspiele bewältigen zu können.

Während der stellvertretende deutsche Delegationsleiter Wilfried Wolfgarten («jede Bezirksmeisterschaft wird besser organisiert») keine Gnade fand, war Florettfechter Ral Bißdorf milde gestimmt. «Das war eine durchschnittlich organisierte WM. Beim Weltcup hatten wir etwa 1 Million Fliegen in der Halle. 1998 war es in der Viehauktionshalle von La-Chaux-de-Fonds schlimmer», meinte der Olympia-Zweite aus Heidenheim. Enttäuscht war er dennoch: «Ich hätte ja gedacht, dass sich Fidel Castro mal in der Halle sehen lässt.» Doch statt unter den Augen des Commandante duellierten sich die Fechter zunächst unter einem riesigen Konterfei von Che Guevara - um Castros Mitstreiter dann als Fotomotiv zu nutzen.