Oldtimer-Fan Oldtimer-Fan: Mit dem »Goliath« zum Dreirad-Treffen
Hettstedt/MZ. - Udo König schraubt wieder. Antrieb, Getriebe, Lenkung - alles wird einer gründlichen Inspektion unterzogen. Hier und da ist etwas zu richten, dort Öl aufzufüllen und an anderer Stelle etwas aus zu tauschen. Vor allem Improvisation ist gefragt. Immerhin: Das Fahrzeug, an dem der Hettstedter Einzelhändler gegenwärtig baut und bastelt, ist schon mehr als 70 Jahre alt, die Ersatzteilfrage lässt sich somit nur schöpferisch beantworten. Doch laufen soll die Maschine - und nicht zuletzt auch einen guten Eindruck machen, denn König will sich mit ihr bei einem wichtigen Event präsentieren: beim Internationalen Dreirad-Treffen am Wochenende in der Havelstadt Werder. Freilich weiß König, dass er mit seinem "Goliath"-Dreirad keinen Schönheitspreis gewinnen wird. Denn als er im vergangenen Jahr mit sein Fahrzeug zur Schau gestellt hatte, habe er Luxuskutschen in Augenschein nehmen können - phantastisch gut erhalten und gepflegt.
Schwärmerisch betrachtet er die Farbfotos, die er von jenem Treffen mit gebracht hatte. Es sei für ihn eine Überraschung gewesen zu sehen, wieviele Arten und Typen von Motor-Beförderungsmitteln es gibt, die alle nur mit drei Rädern ausgestattet sind. "Mein Goliath ist ein Arbeitstier", berichtet König. Das Gefährt sei vom Vor-Inhaber seines Geschäftes 1929 gekauft worden. 1 600 Reichsmark habe es damals gekostet. "Das war ideal nach dem Kriege - weil billig in der Anschaffung und im Verbrauch", so König. Auch zu DDR-Zeiten wurde der "Goliath" stark gefordert - für das Haushaltswaren-Geschäft galt es viele Liefertouren zu absolvieren. Für 500 Kilogramm Nutzlast war das Mobil, auf dem zwei Leute wie auf einem Motorrad hintereinander sitzen und dabei auf die vorn befindliche Ladefläche blicken, zugelassen. Speed: 40 Stundenkilometer. Ersatzteile? "Für die Räder werden Motorradreifen verwendet, und ein neues Differential bekam es vom 311-er Wartburg. Das ist noch heute drin", so König, der sich darüber freut, dass er sich nach der Wende endlich Literatur zu seinem Oldtimer beschaffen konnte.