Nordische Ski-WM Nordische Ski-WM: Perfektes Timing an spezieller Stelle
OSLO/MZ. - Eric Frenzels Englisch ist zwar nicht immer ganz sattelfest, für den kurzen Plausch mit dem norwegischen Monarchen hat es aber gereicht. So wollte König Harald V. vom frisch gebackenen Weltmeister in der Nordischen Kombination, der da zum Händeschütteln auf der Ehrentribüne erschienen war, einfach wissen, wie
das denn gewesen sei - so ganz allein auf der Strecke. "Da hab' ich gesagt: Es ging eigentlich", berichtete Frenzel, der bei seinem Gratulations-Parcours noch mehr bekannte Gesichter entdeckt hatte. "Prinz Haakon und seine Frau Mette-Marit waren auch da", erzählte der 22-Jährige munter, ehe er doch noch ein wenig feierlich wurde.
"Das ist schon sehr schön, wenn man solchen Persönlichkeiten mal direkt gegenüber steht", erklärte er - und kramte dann in seinen sportlichen Erinnerungen. Als Erster nach dem Springen, Teil eins des Wettkampfs, in die Loipe zu gehen und am Ende auch als Sieger über die Ziellinie zu rutschen - das hatte er zuvor exakt einmal geschafft. "Das war vor einem Jahr", sagte Frenzel, voll auf der Höhe, was seine persönliche Statistik angeht. Am 30. Januar 2010 feierte der junge Mann aus dem Erzgebirge im österreichischen Seefeld seinen letzten von bislang nur zwei Weltcup-Siegen - und bewies nun an spezieller Stelle ein perfektes Timing.
"Ich bin Weltmeister - und das in Oslo, der Wiege unseres Sports. Etwas Größeres gibt es nicht", orgelte Frenzel nach seinem überraschenden Erfolg - der beim Blick auf das weitere Klassement noch einmal süßer schmeckte. Denn 11,9 Sekunden nach ihm ins Ziel gekommen, sorgte der Thüringer Tino Edelmann für einen fast schon sensationellen Doppel-Erfolg der DSV-Kombinierer. Und allein Bronzemedaillengewinner Felix Gottwald aus Österreich verhinderte vor Johannes Rydzek, dem auf Rang vier eingelaufenen Oberstdorfer, den totalen Triumph der Nachbarn.
Die Basis für seinen ersten internationalen Titel im Senioren-Bereich legte Frenzel, der Junioren-Weltmeister im Sprint von 2007, beim Springen im Osloer Nebel. Wie schon die Skispringerinnen tags zuvor bei ihrem einzigen Wettkampf am Holmenkollen, segelten auch die Kombinierer am Sonnabend-Vormittag ins Ungewisse. Deshalb wurde dem späteren Sieger auch erst im letzten Moment bewusst, dass er mit einem Satz von 109,5 Metern auf dem Midtstubakken einen Schanzenrekord in den Schnee gesetzt hatte.
"Ich habe erst die letzte rote Linie gesehen. Und da war ich doch sehr überrascht, wo ich war", beschrieb Frenzel seinen Super-Satz in der norwegischen Wettersuppe und meinte lapidar: "Angst hatte ich in dem Moment keine - weil ich ja nicht gesehen habe, wie weit ich war." Der Nebel sei für ihn wohl "ganz gut gewesen", grinste der Weltmeister dazu - während der 13 Jahre ältere Felix Gottwald das geschickte WM-Vorgeplänkel der deutschen Konkurrenten lobte.
Schließlich hatten Österreichs Kombinierer vor der WM mit den DSV-Kollegen in Oberstdorf trainiert - und waren dort noch die Besseren. "Zumindest der Eric hat da richtig geblufft. Denn bei einem Testwettkampf ist er gar nicht erst mitgelaufen", griente Gottwald zu Frenzel hinüber - und nahm den Doppel-Sieg der deutschen Kombinierer, die von den Olympischen Spielen im Vorjahr noch als Geschlagene zurückgekehrt waren, sozusagen als naturgegeben hin.
"Dass die Deutschen gerne Weltmeister werden, haben sie oft genug bewiesen", betonte der bekannt schnelle Langläufer aus Austria, der nicht einmal grantig darüber war, dass ihm Frenzels Teamkollege Edelmann bei der Hatz auf den Führenden im Zehn-Kilometer-Rennen bei einem Überholmanöver hinten auf den Ski gefahren war. Gottwald stürzte, wurde Dritter hinter Edelmann - und sagte: "Im ersten Moment war ich schon sauer auf ihn. Aber jetzt haben wir beide eine Medaille, und die ganze Geschichte ist schon vergessen."