Noch keine Spur von verschwundenem Unterwasserobservatorium
Eckernförde/Kiel - Das Verschwinden eines fast 800 Kilogramm schweren Unterwasserobservatoriums für Umweltmessungen in der Ostsee bleibt rätselhaft. „Wir können uns nicht vorstellen, dass Diebe gezielt das in 22 Meter Tiefe auf dem Meeresboden stehende Observatorium gefunden und dann mit schwerem Gerät entwendet haben”, sagte ein Sprecher des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung am Mittwoch in Kiel. „Zudem war die Anlage aus zwei 550 und 220 Kilo schweren Gestellen in einem Sperrgebiet für Sportboote und Berufsschifffahrt - und der genaue Standort war öffentlich nicht bekannt.”
Auch Fischerboote hätten in dem etwa 600 mal 1200 Meter großen Sperrgebiet Boknis Eck nicht fahren dürfen, betonte ein Polizeisprecher. Allerdings gibt es in der Eckernförder Bucht Bereiche mit mehr als 20 Meter Wassertiefe, in denen Schleppnetzfischerei in Küstennähe erlaubt ist, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums und verwies auf die Küstenfischereiverordnung. Zudem gibt es Berichte, die Marine mache dort Torpedomessungen.
Das etwa eine Seemeile vor der Küste auf dem Meeresgrund liegende Observatorium am Ausgang der Eckernförder Bucht gilt seit dem 21. August als verschollen - die Datenübertragung brach plötzlich ab. Taucher konnten die etwa einen Meter hohen rechteckigen Geräte (ein mal zwei Meter) nicht mehr finden. Entdeckt wurde nur ein zerfasertes Landanschlusskabel. Wegen des Gewichts der Gestelle und der Massivität der Kabelverbindungen schließt Geomar Stürme, Strömungen oder Meerestiere als Ursache fürs Verschwinden aus.
Die Anlage hat einen Wert von etwa 300 000 Euro. „Geradezu unbezahlbar sind aber die Daten, die wir damit erheben”, sagte Projektleiter Prof. Hermann Bange. „Sie helfen der Forschung, Veränderungen in der Ostsee zu registrieren und eventuell Gegenmaßnahmen zu ergreifen.”
Geomar und das Helmholtz-Zentrum Geesthacht hatten das Observatorium Ende 2016 in dem Sperrgebiet installiert. Schon seit 1957 werden dort Umweltdaten wie Temperatur, Salzgehalt, Nährstoffe, Sauerstoff oder Chlorophyll erhoben, die Rückschlüsse auf den Zustand des Ökosystems der südwestlichen Ostsee zulassen.
Die Polizei hat bisher weder eine heiße Spur noch eine plausible Erklärung für das Verschwinden des Unterwasserobservatoriums. „Wir werden im Nachhinein zu klären versuchen, ob Schiffe am 21. August in dem Sperrgebiet unterwegs waren”, sagte ein Polizeisprecher. (dpa/lno)