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Neue Brautkleider: Tänzerin auf der eigenen Bühne

Von Thorsten Wiese 14.04.2009, 07:31

Ilsenburg/München/dpa. - Damit haben sich die Braut-Designer in vielen Fällen vom Zeitgeist der Freizeit-Mode inspirieren lassen. «Es geht um eine unaufdringliche Eleganz - der neue Stil ist nicht überladen oder üppig», hat die Designerin Christiane Wirth aus dem Ilsenburg in Sachsen-Anhalt beobachtet, die in ihrem Atelier Brautkleider fertigt. «Es ist weiblicher geworden - aber feminin-elegant, und nicht barock oder üppig», so beschreibt die Neuerungen Suni Petricevic, die in München ein Design-Atelier für Braut- und Abendmode hat und Mitglied im Verband Deutscher Mode- und Textildesigner (VDMD) ist.

Diese «schlichte Femininität» werde aufgewertet durch besondere Details, zum Beispiel eine Stickerei oder Schleife: «Die sitzt hinten oder vorn oben leicht versetzt - das wird gezielt platziert. Und es ist nur ein Element - also nicht überall glänzender Stoff», sagt Petricevic. Laut Wirth lehnen sich viele Kollektionen an den «Hollywood-Stil» an: «Da gibt es Anklänge aus den 50er Jahren, das modisch stark von Hollywood-Größen wie Elizabeth Taylor geprägt wurde - mit schmalen, stark betonten Taillen und ausladenden Tüll-Röcken.»

Beim Betrachten vieler Kollektionen entstehen im Kopf Bilder von alten Filmen mit eleganten, divenhaften Tänzerinnen auf einer Bühne, findet Wirth. Vorherrschend sei dabei die A-Linie, die sich durch eine auf Figur gearbeitete Korsage und eine von der Taille abwärts weiter werdende Silhouette auszeichnet. Auch die Empire-Linie mit der hoch sitzenden Taille sei en vogue - allerdings modern interpretiert.

«Geometrische Grundschnitte», die 30er und 50er Jahre sowie schmale Silhouetten mit Betonung der Hüfte und den «Hollywood-Glamour» nennt der Kollektionsbericht des jungen Labels Kisui aus Berlin als Inspirationsquellen. Auch die Designer des Labels Justin Alexander haben den Hollywood-Stil aufgegriffen.

Verbreitet seien Empire-Kleider und große Roben sowie üppige Röcke, so formuliert es die Hochzeitsmesse «Trau Dich» mit Sitz in Stuttgart, die in fünf deutschen Städten und Zürich veranstaltet wird, in ihrem Trendstatement für 2009. Das ist kein Wunder: «Wer keine Top-Mode-Figur hat - da ist das sehr gut», sagt Petricevic. «Es ist nicht unbedingt Trend, aber bei den Kundinnen im Rennen.» Das spanische Label Pronovias und Klaus G. aus Kassel zeigen zum Beispiel moderne Empire-Formen.

Weiß, Elfenbein und Creme dominieren die Farbauswahl, sagt Wirth. Aber auch Pastelle in Blau oder Rosé seien angesagt. Daneben treten Schwarz-Weiß-Kontraste in geometrischen Mustern. Petricevic hat auch «kühlere Brauntöne - Nougat oder mit einem Anteil Aubergine» beobachtet.

Mutige schreiten in Schwarz oder Rot zum Altar, schreibt auch die Messe «Trau Dich». Zu sehen ist das etwa beim niederländischen Label Ladybird, als Akzent auch in der Kollektion von Sincerity Bridal. Asymmetrische Drapierungen, Federn und Edelstein-Applikationen sorgen laut Wirth für das besondere Etwas, und vor allem der Trend zu großflächigen Blumenmustern habe nun auch die Brautkleider erreicht. «Die überdimensionalen Blütenmuster sind jetzt auch in der Brautmode groß geworden. Da schlägt sich ein Trend nieder, der schon vor einem Jahr aufkam», erklärt Petricevic.

Laut den Designerinnen stechen außerdem Kleider in der sogenannten «Fishtail-» oder «Meerjungfrauen»-Linie hervor. Sie zeichnen sich durch eine starke Körperbetonung bis zum Knie aus: «Da kann man sich gut Arielle, die Meerjungfrau, drin vorstellen», erläutert Wirth. Erst unter dem Knie werde die Silhouette dann weiter. Der schwedische Hersteller Garamaj stellt sie zum Beispiel ins Zentrum seiner Kollektion. «Das ist die Form, die am schwersten von allen zu tragen ist. Da sieht man alles, jeden kleinen Bauchansatz. Deshalb braucht es dafür die perfekte Figur.» Für Frauen mit «sehr weiblicher Hüfte oder kurzen Beinen» sei diese Form daher nicht geeignet.

Wer es weniger klassisch mag und etwas Neues ausprobieren möchte, hat mit halblangen - sogenannten Midi-Kleidern - viele Möglichkeiten: «Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen das nutzen», sagt die Brautmoden-Designerin Suni Petricevic aus München. «Das bietet freche Styling-Möglichkeiten, zum Beispiel mit Schuhen - warum nicht auch mal mit Stiefeln?» Gerade für die standesamtliche Trauung sei das nicht zu gewagt. Außerdem böten sich speziell Midi-Kleider für das Tragen auch nach der Hochzeit an.