Netzwerke Netzwerke: Spielen bis der Rechner schwitzt

Schwerin/München/dpa. - Computer, Kopfhörer, Pizza, Cola undein funktionierendes Netzwerkkabel: Das sind die Zutaten, die es füreine gelungene LAN-Party braucht. Dass allerdings jeder Spieler, deran so einer vernetzten Fete teilnimmt, drei Tage ununterbrochen amBildschirm klebt, ist ein Gerücht. «So unvernünftig sind zum Glückwenige», sagt Guido Seifert, selbst Spieler und Betreiber der Websitelanparty.de.
Zu solchen Partys treffen sich Computerspieler mittlerweile anfast jedem Wochenende an verschiedenen Orten in Deutschland. Dannverbinden die zumeist jungen Männer ihre Rechner zu einem lokalenNetzwerk (LAN), um in einem PC-Spiel gegeneinander antreten zukönnen. «Und eines ist sicher: Wenn das Netzwerk zusammenbricht, gibtes Revolte in der Turnhalle», sagt Hans-Jürgen Werner, Sprecher desChip-Herstellers Intel in München. Das Unternehmen unterstützteinzelne Clans - Vereine von Spielern - sowie die «European SportsLeague».
«Es gibt die Friday Night Games, bei denen die Leute gegeneinanderantreten», erläutert Werner. Dabei komme es nicht nur auf das Spielenselbst an, sondern auch darauf, dass «coole Locations» ausgewähltwerden, die viele Zuschauer anziehen. «Das ist wie bei einemFußballspiel - man geht hin, kennt die Regeln und diskutiert dasGesehene.»
Grundsätzlich werden Jugendliche ab 16 Jahren zu denVeranstaltungen zugelassen, schließlich würden auch Spiele mitAltersbeschränkung wie «Counterstrike» gespielt, so Werner. Dieses sogenannte Ego-Shooter-Spiel ist noch immer eines der beliebtestenTitel auf den Partys. Gespielt wird grundsätzlich, was denAnwesendern Spaß macht und was der CD-Kasten hergibt: «Warcraft»,«Battlefield», «Quake», «Need for Speed», «Command and Conquer», «Ageof Empires» oder «Starcraft» sind nur einige der Favoriten. «Wirspielen eigentlich alle Spiele, die einen Mehrspielermodus haben -vom Strategie- über Renn-, Sport- und Ballerspiele», sagt Seifert.
Bis zu 1000 Kilometer Reiseweg nehmen manche Teilnehmer in Kauf.Immer im Gepäck ist der eigene Computer. «Die eigene Maschine istnicht ersetzbar. Nur am eigenen Rechner ist man zu Hause», sagtSeifert. Dabei kommt es nicht nur auf das Innere, sondern auch aufdas Äußere des Computers an: «Da gibt es richtigeModding-Wettbewerbe, auf denen der schönste Rechner gekürt wird»,sagt Nico Weustenberg, Ausrichter der LAN-Masters in Schwerin. «DieseAbteilung ist am ehesten mit dem Showtuning bei Fahrzeugenvergleichbar», erläutert Seifert.
Einige Details müssen LAN-Spieler auch im Hinblick auf dieLeistungsfähigkeit ihres PC bedenken: «Anspruchsvollere Spielebrauchen die neueste Technik: Pentium 4, 3,0 Gigahertz Taktfrequenzist bei neuen Games angebracht», sagt Julia Christophers, Miss LAN2004 und ebenfalls bei lanparty.de aktiv. Weustenberg plädiert für«viel frische Luft für den Rechner». Die Gehäuse müssen gutdurchlüftet werden, wenn die PCs so lange im Einsatz sind. Ansonstenmüssen CPU-Leistung und Grafikkarte zu den jeweiligenSpieleanforderungen passen.
«Jeder Spieler hat seine Feinheiten, auch was Mouse, Mousepad undBildschirm angeht», so Intel-Sprecher Werner. So spielten einigeTeilnehmer beispielsweise nicht mit TFT-Bildschirmen. Diese seien imBildaufbau oft noch zu träge.
Und weil jeder Spieler weiß, wie die LAN-Party in Gang zu bringenist, vergehen in der Regel vom Aufbau bis zum Spielstart nur wenigeStunden. Das Netzwerk ist vorkonfiguriert. «Dann wird gesteckt undeingerichtet, und schon kann die Party beginnen», sagt Weustenberg,der in Schwerin ein Internet-Café betreibt. Allerdings wird meistviel Vorarbeit bereits von den Veranstaltern geleistet.
Doch für die LAN-Party ist es nicht mit einem Rechner und derTelefonnummer des nächsten Pizza-Service im Gepäck getan. Miss LANJulia Christophers zählt auf, was jeder einzelne dabei hat: «EinenRechner, Monitor, Stromkabel, Netzwerkkabel, Essen, Trinken,Isomatte, Feldbett, Grill, Darts». Eine LAN-Party ist schließlichnicht nur stumpfes Sitzen vor dem Rechner. Hier werden auchFreundschaften gepflegt - die nicht selten über das Internetentstanden sind.