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Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Spätes Glück für Böhme und Ricken

Von Jens Mende 21.05.2002, 14:07
Lars Ricken (l., Dortmund.) und Jörg Böhme (r.,
Lars Ricken (l., Dortmund.) und Jörg Böhme (r., dpa

Neu-Isenburg/dpa. - Trotz des eigenen späten WM-Glücks galten dieersten Gedanken von Jörg Böhme und Lars Ricken ihrem verletztenKollegen Sebastian Deisler. «Mir tut es sehr leid für Sebastian. Aberer ist noch sehr jung und kann sicher noch die eine oder andere WMspielen», meinte der Schalker «Kunstschütze» Böhme, als er von seinerunverhofften Chance erfuhr, doch noch den WM-Flieger nach Asienbesteigen zu dürfen. «Ich habe keinesfalls jubelnd vor dem Fernseheresessen, sondern ich bin richtig erschrocken», schilderte Ricken ausTV-Sicht die Szene, in der sich Deisler beim 6:2-Sieg gegenÖsterreich erneut am rechten Knie verletzte.

Allerdings war dem 25-jährigen Ricken in dieser Sekunde praktischbewusst, dass sich seine Zusatzschichten nach den Dortmunder Titel-Feierlichkeiten und dem verlorenen UEFA-Cup-Finale doch noch gelohnthatten. Dass er bei der Nominierung des ersten Aufgebotes am 6. Maizunächst durch den Rost gefallen war, hatte ihn arg überrascht, gabder Mittelfeldspieler zu. «Trotzdem hatte ich keinen Urlaub gebucht.»So gehe ihm in den nächsten Wochen auch nichts verloren: «ImGegenteil, ich will etwas gewinnen», sagte der 16-maligeNationalspieler zu seinen Zielen in Japan und Südkorea.

Kollege Böhme aus Gelsenkirchen (bisher sechs Länderspiele und einTor) hatte dagegen selbst beim TV-Konsum des Österreich-Spiels nichtmehr mit dem späten Glück gerechnet. Der geplante Umzug war geradehinter sich gebracht, der Urlaub in Sack und Tüten. «Doch das modleich jetzt um, das mache ich auch sehr gerne», betonte am Dienstag derfrühere Jenaer, der sich nach dem gewonnenen Pokalfinale noch überseine Ausbootung beschwert hatte. Die Wogen aber sind geglättet: «Ichbin jetzt unheimlich stolz, dabei zu sein. Ich hoffe, dass ich derMannschaft helfen kann.»

Am späten Montagabend hatte Rudi Völler persönlich bei Böhme undRicken angeklingelt und das Duo per Ferngespräch über dieUmbesetzungen informiert. Er habe immer gesagt, dass für die sogenannten Härtefälle noch eine Chance kommen könne, meinte derTeamchef. So entschied er sich letztlich gegen den Berliner StefanBeinlich, der im Gegensatz zu den Nachrückern seit Monaten beiLänderspielen nicht mehr zum DFB-Aufgebot gehört hatte. «Es ist einegroße Motivation, auch wenn ich nicht als Stammspieler nach Japangehe. Aber wenn jemand ausfällt, muss ich da sein», unterstrichRicken. Das Gleiche WM-Motto gilt zunächst für Böhme.