Nationalmannschaft Nationalmannschaft: «Riesentalent» Lauth macht Völler Freude
Gelsenkirchen/dpa. - Die großen Gewinner des Benefiz-Abends waren finanziell die Flutopfer - und sportlich Benjamin Lauth. Der 21 Jahre junge «shooting star» des TSV 1860 München wurde von Rudi Völler erst nachnominiert, dann eingewechselt und erzielte auf Anhieb bei seinem ersten Einsatz im Nationaltrikot am Montagabend in Gelsenkirchen die beiden entscheidenden Tore beim 4:2 (1:0)-Sieg der deutschen Fußball- Nationalmannschaft gegen die Ausländer-Auswahl.
Der Fallrückzieher zum 3:2, der gerade «auf Schalke» viele an den ehemaligen Nationalstürmer Klaus Fischer erinnerte, war nicht nur für Völler der Höhepunkt des Abends. «Das war das schönste Tor und passte zu diesem Spiel», kommentierte der Teamchef begeistert und lobte den U 21-Nationalspieler in höchsten Tönen: «Der Benny hatte sich den Einsatz verdient. Wir wissen alle, dass er ein Riesentalent ist.»
Aus dem Nichts hat sich Lauth in der Bundesliga-Hinrunde mit neun Toren in 15 Spielen ins Rampenlicht katapultiert - und scheint trotz des bemerkenswerten Höhenfluges nicht die Bodenhaftung zu verlieren. «Ich freue mich innerlich riesig», gab er zwar zu: «Aber das war kein wichtiges Spiel, kein Qualifikationsspiel», schränkte er nach seiner Fallrückzieher-Premiere bescheiden ein: «Im Spiel hatte ich so etwas noch nie probiert», kommentierte er das mögliche «Tor des Monats».
Der Hoffnungsträger für die WM 2006 in Deutschland könnte schon bald Völlers Angriffssorgen lindern, jedenfalls zeigten sich die etablierten Nationalmannschafts-Kollegen beeindruckt. «Lauth ist sicher einer für die Zukunft», sagte Torhüter Jens Lehmann, auch der Dortmunder Christian Wörns schwärmte von einem «sensationellen Tor». Doch Rohdiamant Lauth, dem 1860 München einen lukrativen neuen Vertrag bis 2006 zur Unterschrift vorgelegt hat, weiß selbst, dass die wahre Reifeprüfung nach der Winterpause auf ihn wartet: «Es wird schwierig, das zu bestätigen.» Doch die Nationalelf ist jetzt ein konkretes Ziel: «Ich hoffe, dass ich wieder hierher kommen darf», sagte der vor der Beförderung stehende Junioren-Nationalspieler.
Völler stimmen die jungen deutschen Profis, die noch vor kurzem als «Wohlstandsjünglinge» verschrien waren, hoffnungsfroh für die Zukunft: «Es ist Gold wert, dass die Talente in der Bundesliga gebracht werden. 2002 war ein Jahr voller Höhen. Wir wollen dran bleiben. Nach den Weihnachtsferien haben wir genug zu tun», sagte der Teamchef, der in dem Leverkusener Hanno Balitsch und dem von Bayern München umworbenen Links-Verteidiger Tobias Rau vom VfL Wolfsburg zwei weitere Talente mit ihren Einsätzen eine Woche vor Heiligabend vorzeitig bescherte. «Ich habe mich gefragt, ob heute schon Weihnachten ist», meinte der 20-jährige Rau mit glänzenden Augen.
Freuen durften sich auch die von der Hochwasserflut geschädigten Fußball-Vereine im Osten Deutschlands, für die trotz einer nur zur Hälfte gefüllten Arena «AufSchalke» 3,5 Millionen Euro zusammen kamen. Die von Völler und Auswahl-Trainer Huub Stevens spontan unterstützte Idee, ein solches Benefizspiel zu einer alljährlichen Tradition zu machen, wurde von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und DFL-Präsident Werner Hackmann jedoch im Keim erstickt. «Wenn es wieder ein vergleichbares Ereignis gibt, kann man das wiederholen», meinte Hackmann, der auf Termin-Probleme hinwies. Mayer-Vorfelder erinnerte zudem an das alle zwei Jahre stattfindende «Charity-Spiel» der Nationalmannschaft zu Gunsten der Egidius-Braun-Stiftung.
Und so toll, wie Völler und Stevens das von über einem Dutzend Absagen beschädigte Flutopferspiel hinterher redeten, war es ja auch nicht gewesen. «Wir haben unsere Pflicht getan, mehr nicht», meinte Nationalspieler Wörns absolut zutreffend. Nach sechs Toren für den guten Zweck durch Jens Jeremies, Miroslav Klose und Lauth für das Nationalteam sowie den Brasilianer Marcelinho und den Tschechen Jan Koller für die Ausländer-Auswahl waren sich die 38 eingesetzten Akteure vor allem in einem Punkt absolut einig: Endlich Urlaub!