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Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Morten Olsen Favorit auf Bundestrainerposten

Von Eric Dobias 16.07.2004, 14:58

Frankfurt/Main/dpa. - Nach der endgültigen Absage von OttmarHitzfeld ist Morten Olsen offenbar der Top-Favorit auf den vakantenPosten des Bundestrainers. Dem dänischen Nationalcoach liegt nachInformationen des «kicker» (Donnerstag-Ausgabe) ein Angebot desDeutschen Fußball-Bundes (DFB) vor, die Nachfolge von Rudi Völleranzutreten. Angeblich müsse Olsen der Offerte nur noch zustimmen, umalle anderen Kandidaten wie Guus Hiddink und Lothar Matthäus aus demRennen zu werfen.

«Das sind alles nur Gerüchte, Gerüchte und nochmals Gerüchte. Ichbehalte mir das Recht vor, Vertragsfragen nicht zu kommentieren.Außerdem habe ich bekanntermaßen einen Vertrag», sagte Olsen der dpaam Donnerstag. Ein Dementi, dass Kontakte mit dem DFB bestehen, gaber nicht. Schon zuvor hatte sich der 54-Jährige stets ausweichend zueinem möglichen Engagement beim dreimaligen Weltmeister geäußert.«Ich bin gefragt worden, ob der Posten interessant ist, und habegeantwortet, dass es für alle Trainer eine reizvolle Aufgabe wäre»,sagte Olsen der Zeitung «Politiken». Allerdings hatte der Däne vorwenigen Tagen auch geäußert: «Es ehrt mich, zum Kandidatenkreis zuzählen. Deutschland ist ein großes Fußball-Land.»

Eine offizielle Stellungnahme der Trainerfindungskommission (TFK)gab es zu den neuen Spekulationen nicht. Das Quartett mit FranzBeckenbauer, DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Liga-PräsidentWerner Hackmann und DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt will sicherst wieder öffentlich äußern, wenn konkrete Ergebnisse zu vermeldensind. «Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab», hieß es vom DFB.

Beckenbauer hatte im Anschluss an die TFK-Sitzung am DienstagKontakt mit den ausländischen Kandidaten aufgenommen, um ihregrundsätzliche Bereitschaft zu prüfen. Eine endgültige Absage holtesich der «Kaiser» dabei vom Franzosen Arsene Wenger, der seinenVertrag bei Arsenal London bis 2005 erfüllen wird.

Olsen dagegen scheint mit einem Wechsel nach Deutschland zuliebäugeln. Schon in der vergangenen Saison lagen ihm aus derBundesliga Anfragen des VfL Wolfsburg und des VfB Stuttgart vor, dochder Verband verweigerte wegen der bevorstehenden Europameisterschaftdie Freigabe. Olsens Vertrag als dänischer Auswahl-Coach läuft nochbis zur WM 2006. Generalsekretär Jim Stjerne Hansen verhehlte nicht,dass man auch künftig gerne mit dem 54 Jahre alten Fußball-Lehrerzusammenarbeiten möchte. «Wir sind als einer der wenigen Verbände mitdem bisherigen Trainer von der EM zurückgekehrt. Das sagt wohlalles», erklärte Hansen.

Auch die Mehrzahl der dänischen Auswahlspieler plädiert für denVerbleib Olsens. Stürmer-Star Jon Dahl Tomasson vom AC Mailand sagteder Nachrichtenagentur Ritzau, er könne sich keinen besseren Trainervorstellen. Olsen meinte dazu: «Das bestätigt, dass wir im Momenteine wirklich gute Mannschaft haben, in der auch die Chemie zwischenuns allen stimmt. Die dänische Nationalelf ist intakt.»

Den deutschen Fußball kennt Olsen aus eigener Erfahrung sehr gut.Von 1986 bis 1989 war er als Spieler und von 1993 bis 1995 alsTrainer beim 1. FC Köln beschäftigt. In der Domstadt hat Olsen, derfür Dänemark 102 Länderspiele absolvierte, auch seine Trainer-Lizenzan der Sporthochschule erworben. «Er ist ein Klassemann. AlsBundestrainer wäre er ein Glücksfall, er ist einfach perfekt», lobteToni Polster seinen Ex-Trainer. «Olsen könnte viel beim DFB bewegen.Es wäre gut, einen wie ihn von außerhalb zu holen, der von demKlüngel dort unbelastet ist», sagte der ehemalige KölnerBundesligaspieler der Münchner «Abendzeitung» (Donnerstag-Ausgabe).

Solange die TFK zu der mittlerweile drei Wochen andauernden Sucheschweigt, gilt allerdings auch Guus Hiddink weiter als ernsthafterAnwärter auf die Völler-Nachfolge. Der Trainer und Sportdirektor desniederländischen Spitzenvereins PSV Eindhoven dürfte aber schwerer zubekommen sein als Olsen, da der Saisonbeginn unmittelbar bevorsteht.

Am Mittwoch hatte Ottmar Hitzfeld einen definitiven Schlussstrichunter die Diskussionen um eine mögliche Amtsübernahme Anfang deskommenden Jahres gezogen. «Eine Zusage zum 1. Januar ist nichtdenkbar», erklärte der Wunschkandidat Nummer 1, der dem DFB bereitsam 1. Juli aus persönlichen Gründen eine Absage erteilt hatte.