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Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Janker bewahrt vor Peinlichkeit

Von Jens Mende und Klaus Bergmann 11.10.2002, 20:52
Rudi Völler und Michael Skibbe
Rudi Völler und Michael Skibbe dpa

Sarajevo/dpa. - Der überragende Elvir Baljic hatte die Gastgeber in der 21. Minute in Führung gebracht. Mit einer Glanzparade in der Nachspielzeit hielt der nach der Pause eingewechselte Dortmunder Torhüter Jens Lehmann das Unentschieden fest.

Die Chance zum früheren 1:1 für den Vize-Weltmeister hatte Torsten Frings (36.) vergeben, als er einen Foulelfmeter weit über das Tor schoss. Christian Wörns sah in der 49. Minute ebenso wie sein Gegenspieler Hasan Salihamidzic wegen Unsportlichkeit die Rote Karte und ist damit für das EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch in Hannover gegen die Färöer-Inseln automatisch gesperrt.

Das erste DFB-Länderspiel gegen die ehemalige jugoslawische Teilrepublik war erst durch den Hubschrauber-Einsatz deutscher SFOR- Soldaten ermöglicht worden. Der Rasen des Stadions, der sich nach 24- stündigem Dauerregen in kaum noch spielfähigem Zustand befunden hatte, wurde am Nachmittag durch die Rotorblätter eines großen Militär-Helikopters weitgehend abgetrocknet. «Das ist schon eine Rettungsaktion», sagte DFB-Sprecher Gerhard Meier-Röhn.

Die von Rudi Völler nach den Absagen angeschlagener Spieler wie Michael Ballack, Christoph Metzelder oder Dietmar Hamann zum Experimentierfeld erklärte Begegnung brachte im Hinblick auf den EM- Ernstfall vor allem die Erkenntnis, dass die Fehlenden nicht zu ersetzen sind. Obwohl der Teamchef das Resultat als «zweitrangig» eingestuft hatte, wurde in Sarajevo deutlich, dass dem deutschen Team ohne die Stammkräfte die strategische Linie fehlt. Zudem ließ die Mannschaft lange Zeit die nötige Einstellung vermissen. Erst mit der Einwechslung von Bernd Schneider und Paul Freier ab der 46. Minute für Tim Borowski und Gerald Asamoah kam frischer Wind ins Spiel.

Taktisch mit einer Viererkette gegen Bosniens einzige Spitze Baljic schlecht ausgerichtet war die deutsche Elf gegen die hoch motivierten Gastgeber bis dahin meist einen Schritt zu spät gekommen. Die Rückkehrer Marko Rehmer und Wörns erwiesen sich in der Defensive als ebenso anfällig wie Carsten Ramelow, der viele Fehler produzierte. Nach einem Handgemenge mit Salihamidzic sah der erstmals seit acht Monaten wieder im DFB-Trikot spielende Wörns ebenso Rot wie der Bayern-Angreifer. Für Wörns war es der zweite Platzverweis im Nationaltrikot seit seinem Ausschluss im WM-Viertelfinale 1998 gegen Kroatien.

An dem Bremer Borowski, in seinem zweiten Länderspiel als Ballverteiler hinter den Spitzen vorgesehen, lief das Spiel zunächst völlig vorbei. Auf der rechten Seite verlor Asamoah beinahe jeden Ball. Es war bezeichnend für die Harmlosigkeit des deutschen Sturms, in dem WM-Torjäger Miroslav Klose meist wie ein Fremdkörper wirkte, dass der bosnische Torhüter Tolja einen weitgehend geruhsamen Abend verlebte. Nicht einmal ein Elfmeter konnte zum Torerfolg genutzt werden. Nachdem Hibic den eifrigen Jancker mit einem Catchergriff zu Fall gebracht hatte, jagte Frings den Ball in den Nachthimmel.

Ein Stellungsfehler von Wörns sorgte in der 8. Minute für erste Gefahr vor dem deutschen Tor. Doch der freistehende Baljic wusste mit der scharfen Hereingabe von Bayern-Stürmer Hasan Salihamidzic nichts anzufangen. Schon den nächsten Patzer der deutschen Hintermannschaft bestraften die ballsicheren Bosnier mit dem verdienten Führungstor. Als Ramelow mit seiner missratenen Kopfball-Abwehr Salihamidzic ins Spiel brachte, schob Baljic dessen Pass an Oliver Kahn vorbei ins Tor. Dem möglichen zweiten Tor der Hausherren bei Baljics Freistoßkracher aus 25 Metern (40.) stand allein der Pfosten im Wege.

Als Jancker eine Flanke von Sebastian Kehl zum Ausgleich über die Linie gedrückt hatte, übernahm die deutsche Mannschaft das Kommando. Allerdings fehlte den Angriffsaktionen auf tiefem Boden in der Schlussphase die nötige Präzision, um doch noch den Siegtreffer erzielen zu können.