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Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Ballack besteht Härtetest und warnt vor Polen

Von Jens Mende und Klaus Bergmann 12.06.2006, 14:20
Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Michael Ballack (re.) beim aufwärmen. (Foto: dpa)
Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Michael Ballack (re.) beim aufwärmen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Angeschlagene Boxersind die gefährlichsten», mahnte der von einer Wadenverletzunggenesene Michael Ballack, nachdem er am Montag den Härtetest fürseine lädierte Wade auf dem Trainingsplatz bestanden hatte. «Ichfreue mich, dass ich endlich eingreifen kann», betonte der Chef derdeutschen Fußball-Nationalmannschaft, der nach den Irritationen umsein Fehlen im WM-Eröffnungsmatch gegen Costa Rica nur noch «nachvorn blicken» wollte. «Wir wollen versuchen, vorzeitig den Einzug insAchtelfinale zu schaffen», gab Ballack für die Partie am Mittwoch inDortmund (21.00 Uhr) das klare Ziel aus.

Unter extremer Beobachtung war der Mittelfeldstar, der zuvor wegendes Blutergusses in der rechten Wade nur ein Sonderprogrammabsolvieren konnte, am Montag wieder ins Mannschaftstrainingeingestiegen. «Ich hatte ständig ein Auge drauf. Das sah sehr gutaus», sagte Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt danach der dpa. AmWochenende habe sich Ballack noch «ganz vorsichtig» heran getastet,jetzt könne von Grünem Licht für den Einsatz des Kapitäns gegen Polenausgegangen werden: «Es sieht so aus», erklärte Müller-Wohlfahrt, derals engster Vertrauter von Jürgen Klinsmann wegen «zu hohen Risikos»von einem Ballack-Einsatz schon im ersten WM-Spiel abgeraten hatte.

Das Thema ist für den 29-jährigen DFB-Kapitän jetzt zweitrangig.«Ich habe ein paar Mal mit dem Trainer gesprochen», berichteteBallack von einer intensivierten Kommunikation mit dem Bundestrainer.«Unmittelbar nach dem Eröffnungsspiel hat Michael auch eingesehen,dass ein Mitwirken zu früh gekommen wäre», bemerkte Co-TrainerJoachim Löw. Jetzt konnte Ballack - anders als vor dem Costa Rica-Spiel - die Forderung von Klinsmann erfüllen, zwei Tage vor derPartie wieder alles mitzumachen. Auch die zweite Übungseinheit unterAusschluss der Medien am Montagabend sollte Ballack laut Aussage vonMüller-Wohlfahrt «voll bestreiten».

Die Rückkehr von Ballack, für den der Bremer Tim Borowski wiederauf die Bank muss, soll am Mittwoch vor 65 000 Zuschauern in derausverkauften Dortmunder WM-Arena die einzige Veränderung gegenüberder WM-Startelf sein. «Er gibt der Mannschaft noch einmal mehrQualität. Es ist wichtig, dass wir seine Offensivkraft wieder auf demPlatz haben», sagte Löw, der auch auf die spielentscheidenden Torevon Ballack wie bei der WM 2002 verwies: «Er kann das 1:0 oder das2:1 machen. Und er ist in der Lage, auch in schwierigen Situationendas Spiel zu beruhigen und zu organisieren.»

Wie das aussehen soll, weiß Ballack schon genau, obwohl diesportliche Leitung die Spieler erst nach dem Flug am (morgigen)Dienstag von Berlin nach Dortmund mit einem Videostudium auf diepolnische Mannschaft einstellen will. Am Dienstagabend bekamen dieAkteure nochmals Stärken und Schwächen aus der Partie gegen CostaRica zu sehen, die Chefscout Urs Siegenthaler visuell aufgearbeitethatte. Jeder Spieler müsse «noch einen Tick mehr darauf achten»,seine Defensiv-Aufgaben zu erfüllen, mahnte Ballack. Zum Vorbilderklärte er den 3:0-Sieg vor einem Jahr beim Confederations Cup gegenTunesien, der auf das 4:3 gegen Australien gefolgt war. «Das wärenicht nur für die Trainer, sondern auch für uns Spieler ein Wunsch.»

Um dieses «zu Null» erreichen zu können, ohne den mutigenoffensiven Stil aufzugeben, nahm Klinsmann sein Personal nach demfreien Sonntag gleich zwei Mal intensiv ran. Cheftaktiker Löw gab derViererkette nochmals eine intensive Lehrstunde. Auch Arne Friedrichsoll trotz seiner Auftakt-Schwächen wieder auf der rechten Seite ran.In den Trainings-Spielchen Fünf gegen Fünf zeigte sich der Berlineram Montag besonders bissig. «Wir wissen, dass es ein schwerer Wegwird und ein heißes Spiel», begründete Klinsmann den SchwerpunktAggressivität in der Übungseinheit.

«Die Polen stehen mit dem Rücken zur Wand. Für sie ist es einEndspiel», ergänzte der Bundestrainer. Eine zweite Niederlage nachdem 0:2 gegen Ecuador würde schon das Aus für Deutschlands östlichenNachbarn bedeuten. «Das macht sie gefährlicher und ein Stückunberechenbarer», meinte Löw. Auch DFB-Präsident Theo Zwanzigerwarnte: «Für die Polen ist es ein Alles-oder-Nichts-Spiel. Es darfsie keiner unterschätzen.» Für Doppelspitzen-Kollege Gerhard Mayer-Vorfelder ist Polen dagegen nur eine Etappe. Der scheidende Verbands-Chef war sich schon am vierten Turniertag sicher, dass Klinsmann«nach zwei Jahren harter Arbeit» bei der WM «die Früchte erntenkann».