Narren im Netz Narren im Netz: Im Karneval geht es im Internet bunt zu

Köln/dpa. - Im Karneval fern der Heimat - für echte Narren gibt es wohl kaum ein schlimmeres Schicksal. Doch auch wer nicht live vor Ort dabei sein kann, braucht das närrische Treiben nicht zu verpassen: Im Internet können Narren zur «fünften Jahreszeit» virtuell mitfeiern. Zahlreiche Webseiten geben Schunkelmusik und Büttenreden zum Besten und informieren über Veranstaltungen, Vereine und die Geschichte des Karnevals. Zudem können Zuschauer per Web-TV an Karnevalszügen und Sitzungen teilnehmen. Wem das noch nicht genug ist, der findet im Internet alles für eine eigene Karnevalsparty.
So bietet beispielsweise die Stadt Köln ein eigenes «Karnevalsspezial». Nach Angaben von Edgar Franzmann, der die Seite im Auftrag der Stadt betreut, werden dort Besucher mit «Kamelle» und Konfetti begrüßt - virtuellem, versteht sich. Sie finden einen Veranstaltungskalender und Verweise zu zahlreichen Karnevalsvereinen. Für Karnevals-Neulinge gibt es außerdem eine Einführung in die Narren-Bräuche und ein Lexikon, in dem Mundart-Begriffe wie «Kölle Alaaf» erklärt werden, was so viel heißt wie «Köln über alles».
Aber auch eingefleischte Narren fänden interessante Informationen zur Geschichte des Karnevals, so Franzmann. Zum Beispiel, dass der Karneval, zu deutsch «Fleisch, lebe wohl!», traditionell den Beginn der Fastenzeit vor Ostern darstellt. Zudem könnten Zuschauer über Web-TV-Beiträge live dabei sein, wenn am 19. Februar um 11.11 Uhr zur Weiberfastnacht der Karneval eröffnet wird oder wenn am 23. Februar beim Rosenmontagszug die ganze Stadt in den Ausnahmezustand gerät.
Dabei müssen Jecken sich auch im Internet entscheiden, zu welcher Gruppe von Karnevalisten in Deutschland sie sich zählen: «Alaaf» oder «Helau» - das ist hier die Frage. Wer letzteren Schlachtruf wählt, ist in Köln an der falschen Adresse, dafür aber in Düsseldorf oder in Mainz goldrichtig. Fasching-Fans dagegen sollten sich eher im süddeutschen Raum nach Gleichgesinnten umsehen.
Im Internet können Narren aber auch weiter über den Tellerrand hinaus blicken: Auf den Seiten der Närrischen Europäischen Gemeinschaft (NEG) finden Leser Karnevalsorganisationen in ganz Europa - denn Karneval wird international gefeiert, weiß Volker Wagner, Präsident der NEG aus Waldfischbach bei Kaiserslautern. Neben Deutschland sind bereits Frankreich, Belgien, Holland, Österreich, die Schweiz und Liechtenstein Mitglieder der seit 30 Jahren bestehenden Gemeinschaft.
Die Karnevalstraditionen sind dabei recht unterschiedlich. «Jeder Jeck ist eben anders - und das ist auch gut so», sagt Wagner. Während Holländer und Belgier eher dem rheinischen Brauchtum frönten, ähnelten die Feiern in Österreich dem oberbayerischen Fasching. Die Schweizer wiederum stünden eher in der alemannischen Tradition. Auch in den USA und in Kanada sowie in Namibia werde Karneval von deutschen Einwanderern gefeiert. Wenige Ähnlichkeiten mit hiesigen Bräuchen habe dagegen der Karneval in Rio de Janeiro und in Venedig.
Wer eine eigene Karnevalsfeier organisieren will, wird unter anderem auf der Internetseite von Roswitha Rudzinski aus Mannheim fündig. Sie bietet einen Faschings-Flohmarkt, in dem Käufer gebrauchte Kostüme und Uniformen erstehen können. Neben Pappnasen gebe es zudem passende Schunkelmusik und Dekorationsmaterial für eine ordentliche Karnevalsfeier, so die Betreiberin. Echtes Karnevalsflair erhält die eigene Feier mit einer Büttenrede - daher hat Rudzinski eine spezielle Tauschbörse für selbst geschriebene Büttenreden eingerichtet. Wer sich einen solchen Vortrag noch nicht zutraut, kann eine Online-Schulung zum Büttenredner besuchen: Innerhalb von vier Monaten werden Teilnehmer dabei laut Rudzinski zum Karnevals-Komiker ausgebildet.