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MZ.Wissen 2018 mit Johannes Warth  MZ.Wissen 2018 mit Johannes Warth : Jonglieren als Botschaft für Achtsamkeit

Von Alexander Schierholz 12.11.2018, 13:27
Mit Anekdoten hat Johannes Warth das Publikum schnell auf seiner Seite.
Mit Anekdoten hat Johannes Warth das Publikum schnell auf seiner Seite. Silvio Kison

Halle (Saale) - Der Abend ist noch jung, da bittet Johannes Warth das Publikum im vollbesetzten Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen in Halle zu einem Experiment. Alle sollen sich auf ihren Stühlen umdrehen und ihrem Hintermann/ihrer Hinterfrau zurufen: „Sie sind einsame Spitze!“ Wow, denkt man, welche grandiose Massen-Motivation! Weil sich aber alle umdrehen, von der ersten bis zur letzten Reihe, wenden sich auch alle voneinander ab - das Lob läuft ins Leere, der Angesprochene bekommt es nicht mit. Die Konsequenz: „Sagen Sie es sich selbst“, fordert Warth auf, „Sie sind einsame Spitze!“

Warth, Jahrgang 1961, tritt am Mittwochabend in Halle als Referent bei „MZ.Wissen 2018“ auf. Mit der Reihe will die Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung mit den Stiftungen als Partner und der Veranstaltungsagentur Sprecherhaus Wissen auf unterhaltsame Art und Weise vermitteln. Warth nennt sich selbst „Ermutiger“. In Vorträgen und Seminaren berät er auch Firmen, auf seiner Referenzliste stehen unter anderem die Deutsche Bank, Rewe und VW.

Sein Thema in Halle lautet Achtsamkeit. Klingt schwer verschwurbelt-esoterisch. Ein falscher Eindruck, wie sich schnell herausstellen wird. Warths Botschaft, kurz zusammengefasst, lautet: Nur wer sich selbst gegenüber positiv eingestellt ist, kann auch anderen Menschen entsprechend gegenüber treten. Es geht also darum, sich selbst zu achten, um andere achten zu können.

Wortspiele und Witze

Das Publikum lernt das in acht Lektionen. Warth nennt sie die „acht Samen der Achtsamkeit“. Mit Wortspielen wie diesem, mit vielen Anekdoten, Witzen und kleinen Geschichten über alltägliche Situationen hat er die Zuhörer schnell auf seiner Seite. All das ist nie Selbstzweck, stets verpackt Warth eine Botschaft darin.

Da ist etwa seine Herkunft, sich wie ein roter Faden durch den Abend zieht. Warth stammt aus Schwaben. Mehrmals schlurft er mit gebeugtem Rücken über die Bühne und knurrt im schönsten schwäbischen Dialekt: „Wird wieder ein Sch..-Tag heute!“ Soll heißen: So missgelaunt starten viele Menschen in den Tag, so wirken sie dann aber auch auf andere. „Was Sie morgens im Spiegel sehen, sehen Ihre Mitmenschen täglich mehrere Stunden!“, ruft der Referent dem Publikum zu. Davon abgesehen, sei die gebeugte Haltung nicht gut für den Rücken. Gelächter. In solchen Momenten wird der Vortrag zur Comedy.

Auch dann, wenn Warth Bälle hervorholt, mit denen er jongliert, erst, zwei, dann drei, dann vier, schließlich fünf. Dazu erzählt der ausgebildete Schauspieler, wie er seinen Traum, mit fünf Bällen zu jonglieren, als 19-Jähriger begrub. Und mehr als 30 Jahre später wieder ausbuddelte. Hier lautet die Botschaft: Immer Neues wagen. Ob es jonglieren sei, Chinesisch oder Klavierspielen lernen - „was immer Sie sich vornehmen, starten Sie heute noch!“

„Wer gibt, dem wird gegeben“

Sein Publikum bezieht Johannes Warth immer wieder ein. Mal sollen sich die Zuschauer gegenseitig abklatschen, mal singen alle zusammen das Kinderlied „Froh zu sein, bedarf es wenig“. Denn das, sagt Barth, bedeute Achtsamkeit schließlich auch: sich freuen! Noch eine Lektion gelernt.

Der Abend endet schließlich, wie er begonnen hat - mit einem Experiment. Es geht ums Geben, worin sich für Warth ausdrückt, sein Gegenüber zu achten. Er zitiert seinen Vater: „Wer gibt, dem wird gegeben.“ Es gilt nun zu überprüfen, ob das zutrifft. Warth hält einen Klingelbeutel in die Höhe. Er sucht Freiwillige, die bereit sind, fünf Euro zu geben. Ein Mann meldet sich, er tritt auf die Bühne, hält einen Fünf-Euro-Schein hoch, versenkt ihn im Klingelbeutel. Kurze Pause. „Greifen Sie nochmal rein“, ermuntert Warth. Der Mann zieht einen Zehn-Euro-Schein heraus. „Ihr Investment!“, ruft Warth.

Zweiter Versuch, der Referent bitte um 20 Euro. Diesmal meldet sich länger niemand. Schließlich traut sich doch ein Mann. Spannung liegt in der Luft. „Sie bekommen natürlich die fünf Euro von vorhin raus“, witzelt Warth, „einer muss immer bezahlen.“ Dann legt der Freiwillige seinen 20-Euro-Schein in den Klingelbeutel. Und zieht einen Fünfziger heraus. Das Publikum johlt. (mz)