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MZ.Wissen 2018  MZ.Wissen 2018 : Gedächtnisexperte erklärt: Vergessen war gestern

Von Walter Zöller 16.03.2018, 13:18
Zum Auftakt machte Gedächtnistrainer Markus Hofmann mit dem Publikum ein paar Übungen. Am Ende des Abends wurde er mit viel Beifall verabschiedet.
Zum Auftakt machte Gedächtnistrainer Markus Hofmann mit dem Publikum ein paar Übungen. Am Ende des Abends wurde er mit viel Beifall verabschiedet. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Wer kennt das nicht? Man sucht das Handy. Es befindet sich weder auf dem Schreibtisch, noch in der Manteltasche. Es ist zum Verzweifeln. Das muss nicht sein, sagt Markus Hofmann. Er rät, grundsätzlich in Gedanken mit dem Handy zu „sprechen“, wenn man es aus der Hand gibt. So nach dem Motto: „So liebes Handy, ich lege dich jetzt auf den Küchentisch.“ Klingt albern? Nein, sagt Hofmann. Einmal eingeübt, garantiere die Methode, dass die Zeit des Handy-Suchens vorbei ist. Im Gedächtnis werde so ein Merkposten platziert.

Die Mitteldeutsche Zeitung verlost auch für die dritte Veranstaltung der Reihe „MZ. Wissen 2018“ am 18. April wieder vier Freikarten. Dann wird Gereon Jörn in den Räumen der Franckeschen Stiftungen erwartet. Er ist „Experte für das Menscheln und für empfängerorientierte Kommunikation“. Sein Thema: „Charakterkunde - Menschenkenntnis erzeugt Menschenkenner.“

Interessenten können sich per Mail oder Postkarte bis Mittwoch, 21. März bei der Mitteldeutschen Zeitung melden. Die Gewinner werden anschließend von der Redaktion benachrichtigt.

››Hier die Adressen: [email protected]

Mitteldeutsche Zeitung, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle, zu Händen von Walter Zöller

Hofmann weiß, wovon er spricht. Der 43-Jährige ist einer der besten Gedächtnistrainer Deutschlands, er lehrt an Hochschulen, er verfasst Sachbücher und ist Träger des Deutschen Weiterbildungspreises. Am Mittwochabend trat er im Rahmen der Reihe „MZ. Wissen 2018“ im voll besetzten Freylinghausensaal der Franckeschen Stiftungen auf. Die Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung will an acht Abenden mit den Stiftungen als Partner und der Veranstaltungsagentur Sprecherhaus Wissen leicht vermitteln. Hochkarätige Referenten zeigen, dass lebenslanges Lernen keine Qual ist.

Hofmann erklärt, wie man geistig flexibler wird

Wenn man es richtig anpackt. Und da gab Hofmann auf unterhaltende und einprägsame Art einige Tipps - wobei er das „Gespräch“ mit dem Handy eher beiläufig einstreute. Sein wichtigstes Anliegen: Wer sein Gedächtnis stärken will, müsse bereit sein, seine „Komfortzone“ zu verlassen. „Sie müssen geistig flexibler werden, bereit zu etwas Neuem sein“, so der Gedächtnistrainer. Zur Demonstration forderte er die Zuhörer auf, auf einem Blatt einen Hund zu malen. Fast alle ließen den Vierbeiner nach links laufen. Das ist kein Wunder, schließlich schreiben wir von links nach rechts. Das Gehirn hat sich daran gewöhnt.

Soll das Tier aber nach rechts laufen, dürften die meisten Hobby-Zeichner ein Problem haben. Sie müssen dann ihre grauen Zellen auf Trab bringen. Das trifft auch zu, wenn Rechtshänder ihre Zähne mit links putzen oder wenn man neue Tanzschritte einübt. Das Gehirn muss sich auf neue Situationen einstellen. „Ich rate den Menschen zu dieser geistigen Aktivierung. Etwa vor wichtigen Ereignissen, bei denen es auf das Gedächtnis ankommt“, sagt der Gedächtnistrainer.

Hofmanns Zuhörer sind dazu bereit. Schließlich waren sie gekommen, um etwas für ihr Gedächtnis zu tun. Wie der Unternehmer Falk Hartmann aus Gimritz (Saalekreis), der auf Tipps hoffte, um in Kundengesprächen immer alle Fakten präsent zu haben. Dem 67-jährigen Rolf Langhammer aus Quedlinburg fällt es langsam schwerer, sich Telefonnummern und Namen zu merken - dagegen will er etwas tun. Julia und Robin Neumann aus Halle haben den Abend von ihren Großeltern geschenkt bekommen. Die Geschwister studieren Zahnmedizin und Physik, da ist strukturiertes Lernen zwingend.

Wozu man mentale Briefkästen braucht

„Sie brauchen mentale Briefkästen“, beschreibt Hofmann eine Methode zur Stärkung des Gedächtnis. So wie der Briefträger die Post an einen festen Ort bringt, könne das Gedächtnis alles Mögliche aus dem mentalen Briefkasten abrufen. Als Hilfsmittel dienen etwa Körperteile wie Zehen, Oberschenkel, der Bauch oder das Gesicht. Sie werden von Hofmann bestimmten Dingen zugeordnet. Wobei die Assoziationen auch gewagt ausfallen dürfen. So versuchten Hofmann und die Zuhörer, sich die sieben neuen Weltwunder einzuprägen und abzurufen. Unter anderem mit Hilfe des „Briefkastens Oberschenkel“. Von dort wandert die Fantasie von einer Bohle zum Schlagerproduzenten Dieter Bohlen. Der gilt als Macho - ein Hinweis auf die Inka-Ruhestätte Machu Picchu in Peru.

In den mentalen Briefkästen können, so Hofmann, ebenso Namen, historische Daten oder kompliziertes Schulwissen gelagert werden. Wer sein Gedächtnis so trainiere, verfüge nach und nach über eine feste Struktur, die ihm das Lernen und Behalten viel leichter mache. Das gelte ebenso für den Schüler, den Auszubildenden, den Geschäftsmann oder den Rentner und stärke insgesamt die Bildung. Dies sei entscheidend. „Deutschland ist ohne beste Bildung wie Saudi-Arabien ohne Erdöl“, sagt Hoffmann.

Nachtrag: Das „Gespräch“ mit dem Handy soll auch mit anderen Dingen funktionieren, die immer mal wieder verschwinden. Also Brille, Geldbörse, Schlüssel ... (mz)

Die Zuschauer wurden aktiv einbezogen. Unter anderem, indem sie auf ihre mentalen Briefkästen am Körper hinwiesen.
Die Zuschauer wurden aktiv einbezogen. Unter anderem, indem sie auf ihre mentalen Briefkästen am Körper hinwiesen.
Andreas Stedtler
Testfall Hund: Wer Tiere malt, lässt sie fast immer nach links laufen. Das Gehirn hat sich daran gewöhnt.
Testfall Hund: Wer Tiere malt, lässt sie fast immer nach links laufen. Das Gehirn hat sich daran gewöhnt.
Andreas Stedtler
Markus Hofmann in Aktion: Als Demonstrationsobjekt diente ein Gehirn.
Markus Hofmann in Aktion: Als Demonstrationsobjekt diente ein Gehirn.
Andreas Stedtler