1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. MZ-Test: Triumph Bonneville: MZ-Test: Triumph Bonneville: Das Fahrgefühl der 70er Jahre

MZ-Test: Triumph Bonneville MZ-Test: Triumph Bonneville: Das Fahrgefühl der 70er Jahre

Von Uwe Böhringer 17.08.2001, 13:47

Halle/MZ/ubö. - Wie derzeit kein anderes Bike verkörpert die neue Triumph Bonneville das Bewusstsein um die traditionellen Werte eines Motorrades. Wer die nach dem historischen Vorbild von 1969 gestylte Maschine anschaut, sieht sofort, worauf es bei einem motorisierten Zweirad ankommt: zwei Räder, ein luftgekühlter Motor und ein stählerner Rahmen, der alles zusammenhält. Dazu ein paar nötige Acessoires wie Licht, Tank, Sitz und Bremsen - fertig ist das von keiner Verkleidung beeinträchtigte Stück. Retro-Bike nennen Markt- und Marketingstrategen die Fahrzeuggattung, der die Bonnie angehört: Gemeint sind damit Motorräder, die ihre technischen Wurzeln wie auch ihre Optik in prägnanten Vorbildern der Vergangenheit haben und sich ausdrücklich darauf beziehen. Im Falle der Triumph Bonneville hieß das Vorbild ebenfalls Bonneville und wurde seit 1959 fast 30 Jahre lang in über 250 000 Exemplaren gebaut. Nun ist die neue Bonnie da, und sie ist rundum gelungen. Das Fahren mit ihr vermittelt ganz einfach Freude. Beim Triebwerk handelt es sich um einen kurzhubig ausgelegten Parallel-Twin (das Original war ein Langhuber) mit 790 Kubikzentimetern Hubraum, der stilecht luftgekühlt ist und lediglich einen unauffällig zwischen den Brustrohren des Doppelschleifenrahmens montierten Ölkühler aufweist. Die Leistung von 60 PS reicht auch im Soziusbetrieb für zügiges Land- und Bergstraßenfahren aus, weil das Triebwerk sehr elastisch ist. Vibrationen werden dank zweier Ausgleichswellen weder in den Lenker- enden noch in den Fußrasten oder am Sitz registriert. Der Verbrauch ist gering: Auf großer, zügig gefahrener Alpentour mit zwei Personen und Gepäck ging es mit 4,9 Litern bleifreiem Super 100 Kilometer weit. Soundmäßig war die Ur-Bonnie charakteristischer, aber die Gesetzgebung lässt halt heute kaum noch Spielraum. Das Fahrwerk - mit stählernem Doppelschleifenrahmen, stählerner Doppelschwinge, zwei nur minimal einstellbaren Federbeinen und einer Telegabel vorne im Grunde trivial - macht seine Sache gut: Die Handlichkeit ist vorzüglich. Was bleibt nach mehr als 1 000 Bonneville-Test-Kilometern? Die Erkenntnis, dass Triumph für 14 990 Mark ein Stück Lebensgefühl liefert, das Menschen ohne Profilneurose ganz schlicht und unauffällig glücklich machen kann.