MZ-Interview mit Milva MZ-Interview mit Milva: Wie ein Abenteurer auf den Weltmeeren
Halle/MZ. - Zum zweiten Mal in Folge geben Sie Halle den Vorzug gegenüber Leipzig. Hat es Ihnen die Stadt angetan?
Milva: Besonders ihre Leute. Als ich 1999 zum ersten Mal hier auftrat, war ich von der Begeisterung angetan. Für mich bedeutet ein gelungenes Konzert viel; es ist Geheimnis meines Wohlbefindens. Im übrigen dehne ich meine deutschen Tourneen zunehmend auch auf die neuen Bundesländer aus. Es ist schön mitzuerleben, wie sich hier alles verändert.
Ihre neue Tournee steht unter dem Titel "Gestern, Heute". Was erwartet den Konzertbesucher?
Milva: Ein repräsentativer Querschnitt meines musikalischen Schaffens: Bekannte Hits sowie Stücke meiner neuen Produktion "Artisti".
Sie sind auch als Brecht-Interpretin bekannt. Warum ist es gerade Bertolt Brecht, dem Sie seit Jahrzehnten immer wieder Ihre musikalische Reverenz erweisen?
Milva: Brecht ist für mich der größte Poet des 20. Jahrhunderts; ich liebe ihn. Sein Schaffen ist aktueller denn je.
Aktive Künstler, die auf eine ähnliche musikalische Leistung wie Sie blicken können, findet man heutzutage nur noch selten. Sterben die großen Künstler aus?
Milva: Nein, sie werden von der Öffentlichkeit bloß nicht mehr wahrgenommen, obwohl sie Großes vollbracht haben oder noch vollbringen. Mir fällt da spontan Gilbert Becaud ein, der bis zu seinem Tod vor einigen Wochen künstlerisch noch sehr aktiv war. Gilbert Becaud wird auch in Zukunft in den Menschen weiterleben. Oder nehmen wir Marlene Dietrich - deren Lebenswerk gehört noch heute zum Repertoire vieler Künstler. Wichtig ist glaube ich auch, Nachwuchstalente entsprechend zu fördern. Darin liegt ein wichtiges Pfund für künftige musikalische Größen.
Privat haben Sie Höhen und Tiefen durchlebt; immer wieder hörte man von gescheiterten Beziehungen.
Milva: .worunter ich zum Teil sehr litt. Doch jetzt habe ich mein endgültiges Glück gefunden. Am 20. März will ich meinen Lebensgefährten Roberto Bertozzi heiraten; ein Professor, der an der Mailänder Universität Deutsch lehrt.
Solch offene Worte hört man selten von Ihnen.
Milva: Ich bin auch sehr glücklich. Warum soll ich damit hinterm Berg halten?
Spiegelt sich Ihr privates Leben in Ihren Liedern wider?
Milva: Nein, das vermeide ich. Das Bild der Frau, das ich in meinen Liedern zeichne, bin nicht ich. Mit zwei Ausnahmen: Die beiden Platten "Von Tag zu Tag" und "Ich hab keine Angst". Bei diesen Produktionen habe ich schon einen Teil meiner Privatsphäre mit einfließen lassen.
Sind Sie ein Vamp?
Milva: Diesen Ruf werde ich wohl nie los. Ich bin eher wie Kapitän Hook - ein Abenteurer, der auf allen Weltmeeren zu Hause ist. Vor kurzem bin ich in einer eigens für mich geschriebenen Oper aufgetreten mit dem viel sagenden Titel "Peter Hook". Darin habe ich den Kapitän gespielt und musste allerhand Abenteuer bestehen.
In der Vergangenheit haben Sie immer wieder angekündigt, nur noch für spezielle Projekte die Bühne zu betreten und keine Tourneen mehr zu unternehmen. An diese Ankündigung haben Sie sich bis heute nicht gehalten.
Milva: Es gibt Tage, da möchte ich mich völlig zurückziehen und einfach nur noch die private Maria Ilva Biolcati (ihr bürgerlicher Name, d. A.) sein, die gern durch Boutiquen bummelt oder ein gutes Buch liest. Doch dann wiederum gibt es Tage, da muss das Künstlerische in mir heraus, da muss ich mich vor meinem Publikum beweisen. In der Regel ist das Ergebnis dann eine neue Studioproduktion, die fast immer wieder in eine Tournee mündet.
Was ärgert Sie?
Milva: Dummheit, Gewalt und Arroganz.
Und was freut Sie?
Milva: Dass ich mich immer noch an meine Mutter anlehnen kann, obwohl diese schon stolze 90 Jahre alt ist. Sie ist, wie meine 37-jährige Tochter Martina, immer für mich da.