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Mundart-Autor Mundart-Autor: Herr Pfarrer macht weiter Jeschichten

Von Ilka Hillger 13.03.2002, 17:01

Dessau/MZ. - Im Prinzip sollte Schluss sein mit all den Geschichten. Doch nun hat Armin Assmann seine Zweifel. Ein paar Tage geht das schon so, dass er sich ständig an neue Begebenheiten erinnert. Dann läuft er zum Computer und haut in die Tastatur. Was soll's, dann gibt es eben doch noch ein drittes Buch mit Geschichten vom Herrn Pfarrer. Zeit genug hat er ja, nun da er seit drei Jahren im Ruhestand ist.

Dabei wollte Assmann, nachdem er die letzten zehn Jahre als Gemeindepfarrer in Natho verbracht hatte, eigentlich zu allem "Nein" sagen. Genau das war sein Plan ab dem Tag des Rentnerdaseins. Was daraus geworden ist? Ein Versprechen, das in letzter Zeit zunehmend aufweicht. Hier noch mal eine Predigt, dort eine, ein Auftritt als Nikolaus oder einer beim Konfirmandentag. Und dann gibt es seine Geschichten, die zu Büchern wurden. Zwei sind es inzwischen, die der Pfarrer in anhaltischer Mundart schrieb. Aus dem jüngsten Buch "Mache dich dein Dreck alleene un ville annere Jeschichten von Kronsohn unn Herrn Pfarrn", liest Armin Assmann am Donnerstag im Artour-Laden.

Assmann ist genau jener Kronsohn wie in den Geschichten, die er zu Papier brachte. Ein Einzelkind, 1936 in Dessau-Alten geboren. Die Eltern, ein Tischler und eine Hausfrau, haben "nichts besonderes mit mir vorgehabt". So lernt er den Beruf des Vaters. Dass er den freilich nie ausübt lag in gewisser Weise auch an den Herren Alfred Radeloff und Wolfgang Steckel, heute selbst Pfarrer im Ruhestand. Die Beiden waren damals ein paar Jahre älter als Assmann und schon recht rührig in der Kirche. "Ein bisschen habe ich mich von ihnen beeinflussen lassen." Die Entscheidung, in der Kirche arbeiten zu wollen, traf Armin Assmann jedoch ganz allein.

Er wurde Katechet und war ab 1956 in der Gemeinde Haideburg/ Törten für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Nach dem Theologiestudium an der Wittenberger Predigerschule stand seine erste Kanzel in Kleinpaschleben. Im Jahr 1960 verschlug es den Stadtmenschen also mitten in das Herzland anhaltischer Muttersprache.

Natürlich hatte der junge Pfarrer damals bereits von Herman Wäschke, dem Autor vieler "Paschlewer Jeschichten", gehört. Diese Geschichten zu lesen oder fortan mitten unter Menschen zu leben, die nur so sprechen, sind jedoch zwei ganz verschiedene Dinge. "Ich habe dort kein Wort verstanden." Armin Assmann hörte deshalb zu. Und er lernte. Denn er musste den Dialekt beherrschen, "wenn du mit de Beene auf de Erde kommen willst". In Kleinpaschleben war man begeistert und man ist es noch heute, wenn der Name des Pfarrers fällt. Assmann eroberte die Herzen der Dorfbewohner offensichtlich genauso im Sturm, wie es ihm schon immer mit Kindern und Jugendlichen ergeht. Köthen, Latdorf und Törten waren im Laufe der Jahre seine Gemeinden. In Kirchenkreisen merkte man, dass da jemand war, der die Sprache der Jugend sprach. Assmann wurde Kreisjugendpfarrer und von 1975 bis 1981 Landesjugendpfarrer.

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