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Multimedia Multimedia: «Windows Media Center» für den Couch-PC

Von Tobias Schormann 01.12.2003, 12:29
Navigationssystem für die TV-Kanäle - Media-Center-PCs verschmelzen Computer- und Unterhaltungswelt. (Foto: dpa)
Navigationssystem für die TV-Kanäle - Media-Center-PCs verschmelzen Computer- und Unterhaltungswelt. (Foto: dpa) Microsoft

Mansfield/Ingolstadt/dpa. - Für Faulenzer gibt es jetzt das passende PC-Betriebssystem: Computer mit «Windows XP Media Center Edition 2004» - kurz MCE. Sie lassen sich an den Fernseher anschließen und bequem vom Sofa aus per Fernbedienung steuern. Damit will Microsoft den Rechner zum Alleinunterhalter im Wohnzimmer machen - die Anwender können mit einem Gerät Musik hören, DVDs abspielen, digitale Fotos anschauen und Fernsehsendungen aufnehmen. Aber Firmen wie Intervideo haben schon Konkurrenzprodukte angekündigt.

«Mit dem Media-Center-PC verschmelzen Computer- und Unterhaltungswelt», erklärt Danny Briere, Geschäftsführer der Marktforschungsfirma Telechoice in Mansfield (USA), der in seinem Buch «Windows XP Media Center PC For Dummies» das neue Betriebssystem vorstellt. Anstatt für jedes Medium ein einzelnes Gerät zu benutzen, können «Media Center»-PCs CD-Player, DVD-Player, Videorekorder und ein Lesegerät für digitale Fotos ersetzen. In den USA sei das Produkt bereits ein großer Erfolg.

MCE-Computer lassen sich über die Grafikkarte an den Fernseher anschließen und per Fernbedienung steuern, erläutert Bernhard Taubenberger, Sprecher der Elektro-Discount-Kette Mediamarkt mit Sitz in Ingolstadt. Die Benutzeroberfläche ist so gestaltet, dass sie auch aus größerem Abstand leicht zu erkennen ist. Preislich liegt der Einstieg bei rund 800 Euro. Der MCE-Rechner des Herstellers Medion etwa kostet rund 1200 Euro. Dieser PC beherrscht dafür unter anderem die drahtlose Datenübertragung per Wireless-LAN.

«Das Aufzeichnen von Fernsehsendungen auf eine DVD ist wohl die größte Innovation», sagt Taubenberger. Mit Hilfe der TV-Karte lassen sich Sendungen auf die Festplatte aufnehmen und später bei Bedarf auf DVD brennen. Für TV-Mitschnitte hatte Microsoft zunächst einen strengen Kopierschutz angekündigt. Die Aufzeichnungen sollten in einem eigens für den «Windows Media Player 9» konzipierten Format gespeichert werden und nur an einem Rechner abspielbar sein. Inzwischen hat Microsoft diese Einschränkung wieder gelockert - DVD-Brennprogramme von Drittanbietern wie Sonics «MyDVD Plus» können das Format verarbeiten.

Mit «Windows XP Media Center Edition 2004» erhält der Käufer auch einen elektronischen Programmführer. Damit ließen sich einzelne Sendungen per Knopfdruck zum Aufnehmen auswählen, so Taubenberger. Mit Hilfe der so genannten Time-Shift-Funktion lässt sich außerdem flexibler fernsehen: Wenn etwa während einer Sendung das Telefon klingelt, kann das Fernseh- und Radioprogramm mit einem Knopfdruck angehalten werden. Der Rechner zeichnet aber im Hintergrund weiter auf. Ist das Telefonat beendet, wird die Sendung an dem Punkt fortgesetzt, an dem sie durch das Telefonat unterbrochen wurde. Sie lässt sich dann zeitversetzt bis zum Ende ansehen.

Erfahrene Computer-Anwender können sich einen Multimedia-PC auch selber zusammenbauen. Die notwendige Software gibt es größtenteils kostenlos im Internet. Zum digitalen Videorekorder wird der PC zum Beispiel mit dem Projekt Linux Video Disk Recorder (VDR). Allerdings setze es viel Geduld und Grundwissen voraus, einen VDR-Rechner mit ähnlichem Funktionsumfang zusammenzustellen, sagt Hubertus Sandmann aus Wettringen, der auf seiner Internetseite http://www.t-online.de/~Hubertus.Sandmann eine Anleitung gibt.

«Das klappt nicht nach der Methode: Einschalten und es funktioniert. Wer keinen Spaß am Tüfteln und Experimentieren hat, sollte die Finger von so einem Projekt lassen», so Sandmann. Windows-Nutzer finden mit «myHTPC" eine kostenlose Alternative zum MCE-System, um den Rechner zur Multimediazentrale zu machen, erklärt Jan Becker aus Oldenburg, der unter http://www.myhtpc.de ein Forum zum Thema bietet. Neben der Software müssen die Besitzer älterer Rechner in der Regel auch ihre Hardware nachrüsten - ohne TV-Karte zum Beispiel geht es nicht.

Aber auch weniger bastelfreudige Anwender können ihren PC ohne die kostenpflichtige Hilfe von Microsoft günstiger wohnzimmertauglich machen. Der Anbieter Intervideo, der auch die DVD-Software «WinDVD» vertreibt, bietet ein Konkurrenzprodukt als reines Software-Paket an. Das «Intervideo Home Theater» ist für 150 Euro erhältlich. Und solange im Wohnzimmer nicht alles auf Knopfdruck reagiert, können sich Faulenzer trösten: Ein bisschen Bewegung schadet nicht.