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Mozilla Firefox - Der große Herausforderer

Von Dirk Averesch 08.12.2009, 08:35

Hamburg/dpa. - Wahlfreiheit bei Computer-Browsern war in den späten 90er Jahren kein Thema. Nachdem Microsofts Internet Explorer (IE) den Netscape Navigator verdrängt hatte und auf fast jedem Rechner vorinstalliert war, blieb Konkurrenten kaum noch eine Chance.

Schließlich legte Netscape den Quellcode des Navigators offen. Daraus schuf eine emsige Entwickler-Gemeinde jenen Open-Source-Browser, der 2004 als Firefox das Licht des World Wide Web erblickte. Mittlerweile hat der alternative Firefox die Herzen der Surfer erobert.

Inzwischen ist die Software mit einem um die Weltkugel düsenden Fuchs als Logo Marktführer in Deutschland und hat den Browser-Wettbewerb auch international wieder anstoßen können. Gut 44 Prozent der Nutzer hierzulande setzen auf den jüngsten Firefox, haben die Marktforscher von Fittkau & Maaß ermittelt. Microsoft kommt mit seinen beiden aktuellsten IE-Versionen auf einen Nutzungsgrad von gut 37 Prozent in Deutschland.

Seine ersten Sporen sammelte der Browser, dessen Geschicke seit 2003 die gemeinnützige Mozilla Foundation lenkt, noch inkognito: Als Feuervogel Phoenix fand er 2002 nur den Weg auf ganz wenige Rechner. Nach einem kurzen Intermezzo als Firebird hoben die Mozillianer am 9. November 2004 die erste Firefox-Version 1.0 aus der Taufe. Gleich von Anfang an dabei waren Funktionen, die den IE alt aussehen ließen: Es gab nicht nur einen Pop-up-Blocker und dynamische Lesezeichen für Newsfeeds.

Auch mit der praktischen Darstellung und Steuerung mehrerer Seiten in einem Programmfenster über Registerkarten (Tabs) sowie der Möglichkeit, kleine Erweiterungsprogramme (Add-ons) zu installieren, konnte der Firefox aufwarten. Mit einer universellen Programmiersprache für die Benutzeroberfläche machte es Mozilla Entwicklern leicht, eigene Add-ons zu programmieren - zum Beispiel sind Werbebanner-Blocker oder Twitter-Anwendungen verfügbar.

Mit der Erweiterung Weave Sync können Firefox-Nutzer auch ihre persönlichen Einstellungen - also Lesezeichen, Cookies, Passwörter, Seitenverläufe oder auch geöffnete Tabs - auf Mozilla-Servern speichern und mit Firefox-Browsern auf beliebigen Rechnern synchronisieren. Eine Verschlüsselung der transferierten Daten soll die notwendige Sicherheit garantieren. Wer «seinen» Firefox mit allen sensiblen Daten lieber auf einem USB-Stick mit sich herumträgt, kann auf eine Portable Application des Browsers zurückgreifen.

«Mit einer kleinen Non-Profit-Community gegen Microsoft anzutreten, war rückblickend betrachtet natürlich ein verrücktes Unterfangen», sagte der Europa-Präsident der Mozilla Foundation, Tristan Nitot, zum fünfjährigen Firefox-Jubiläum im November. Nun schätze sich die Stiftung glücklich, zwei Hauptziele schon erreicht zu haben: «Die Wahlmöglichkeit und Innovationen im Web zu fördern.»

Mit dem nächsten Firefox-Release 3.6 soll das Add-on Personas fester Bestandteil der Software werden. Mit diesem Tool können Nutzer ihren Browser Skins, also ein individuelles Aussehen verpassen. Die langweiligen einfarbigen Leisten verwandeln sich mit Personas in einen Herbstwald, in Kinofilm-Szenen, in abstrakte Muster oder auch in einen E-Gitarren-Korpus. 35 000 Skins stehen bereit. Kreative können ihrem Firefox aber auch selbst neue Kleider schneidern.

Basierend auf dem Mozilla-Quelltext, der sogenannten Gecko Rendering Engine, gibt es noch ein knappes Dutzend Firefox-Derivate. Darunter ist beispielsweise Flock - zu Deutsch Herde. Er versteht sich mit eingebundenen sozialen Netzwerken und Blog-Werkzeug an Bord als «sozialer Browser». Der Mac-Browser Camino ist ein weiteres Spaltprodukt mit Firefox-Seele. Er bietet eine für das Betriebssystem OS X optimierte grafische Benutzeroberfläche. Mit dem abgespeckten Prism hat Mozilla eine Möglichkeit geschaffen, Webanwendungen die Anmutung lokaler Anwendungen zu geben - ganz ohne störende Browser-Bedienelemente.