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Motorsport Motorsport: Moto-Cross-Team auf drei Rädern

Von DETLEF ANDERS 23.10.2009, 15:51

QUEDLINBURG/MZ. - Seitdem fährt der 40-jährige Quedlinburger bei Seitenwagen-Meisterschaften mit. In diesem Jahr wurde er gemeinsam mit Lars Ludwig erstmals Vize-Landesmeister, sein bislang größter Erfolg.

2008 hatten die Quedlinburger ausgesprochenes Pech, als sie auf Rang zwei liegend, im letzten Lauf eine Panne hatten und mit zwei Punkten Rückstand von Andy Thormann sowie Uwe Kurnatz aus Letzlingen auf Platz drei verdrängt wurden. Die letztjährigen Landesmeister Maik Jahnke und Roman Targe (MSC Letzlingen) starteten in diesem Jahr nicht, doch nun fuhren zwei Jessener, Schollbach / Sandmann, an die Spitze.

Als Teenager nach Tschechien

Als Teenager war Frank Dannenberg bei jedem Crossrennen als Zuschauer dabei. Einmal im Jahr ging es in die Tschechoslowakei, "richtige Motorräder ansehen". Solch ein Hobby konnte er sich zunächst nicht leisten. Doch nach der Wende kaufte sich der Landmaschinen- und Traktoren-Schlosser, der damals beim Kreisbetrieb für Landtechnik arbeitete, vom ersten Geld ein Gespann und fuhr im Frühjahr 1991 das erste Rennen. Seitdem ist er jedes Jahr auf den deutschen Crossstrecken unterwegs.

Das Faszinierende an diesem Sport sei das Teamwork mit dem Beifahrer. Mit Lars Ludwig fährt Frank Dannenberg seit 1999 zusammen. "Ich hänge bloß draußen", stapelt der Chef einer Quedlinburger Autopflege-Firma tief. "Er muss eine Sekunde schneller denken als der Fahrer, denn, wenn ich eine Lücke sehe und hinein fahre, muss er an der richtigen Stelle sein", widerspricht der Pilot.

Rund ein Jahr dauert es, bis ein Beifahrer so gut ist, dass ein Team bei Titelkämpfen angreifen kann. Schließlich kann der Fahrer nur so schnell unterwegs sein, wie sein Beifahrer reagiert. "Sonst kippst du um." Solo, so die Überzeugung von Dannenberg, könne jeder fahren. Dies sei keine Herausforderung mehr. Zu DDR-Zeiten sei es oft so gewesen, dass Moto-Crosser, die allein keine Siegchancen mehr hatten, zum Seitenwagen-Sport wechselten. Doch zunehmend beobachtet Dannenberg, dass Jugendliche scharf darauf sind, schon mit 18 Jahren Seitenwagen-Rennen zu fahren. Dabei ist es kein preiswertes Hobby. Ein einfaches Fahrwerk kostet über 12 000 Euro, ein guter deutscher Zweitakt-Serienmotor nochmals 4 500 Euro.

Maschine vom Vizeweltmeister

Frank Dannenberg hat seine Maschine einst einem guten Freund, dem Vize-Weltmeister Marko Happich, abgekauft. Er konstruierte neue Bremsscheiben, baute die Vorderrad-Aufhängung um, damit mehr Druck auf das Rad kommt, und verpasste dem Schalldämpfer ein neues Gehäuse. Falls mal ein Riss entsteht, wird auch selbst geschweißt. Eine Straßenzulassung hat die Maschine nicht, deshalb greift Dannenberg privat auf eine KTM zurück. Die Zeiten, da er mit dem S 50 und Rizinus-Beimischung im Tank über die Altenburg heizte, sind schließlich vorbei. 15 Jahre lang hatte Frank Dannenberg nie eine Verletzung, von Prellungen nach Stürzen abgesehen. Doch dann folgten 2006 / 07 Schlüsselbein- und Handgelenkbruch, eine Kapselsprengung sowie ein Bänderriss in der Schulter. Ans Aufgeben dachte er dennoch nie.

Auch 2010, im 20. Wettkampfjahr, wird er mit Lars Ludwig wieder Seitenwagenrennen bestreiten. Ziel ist es, den Vize-Landesmeister-Titel zu verteidigen. Für Weltmeisterschaftsrennen, wie sie der Quedlinburger Marko Schulz gemeinsam mit einem Beifahrer aus Österreich 2008 bestritt, fehlt allerdings die Zeit. "So schön wie es ist, es bleibt ein Hobby."

"Wenn die Arbeit nicht funktioniert, könnte ich es mir nicht leisten", erklärt Dannenberg, der seit 2001 mit seinem Bruder geschäftsführender Gesellschafter einer Quedlinburger Bauschlosserei mit fast 30 Mitarbeitern ist, welche bundesweit Balkon-Anlagen baut. Erst am Freitag könne überhaupt entschieden werden, ob Zeit für ein Rennen am Wochenende bleibt. Beifahrer Lars Ludwig hat übrigens keinerlei Ambitionen, selbst zu fahren. Die einzige Fahrt mit Dannenberg als Beifahrer endete in einem Dornenbusch auf der Ballenstedter Cross-Strecke, erzählt Ludwig. "Da hatten wir die Lacher auf unserer Seite." Man denkt, man kippt um und lenkt deshalb nicht, erzählt Dannenberg über das ungewohnte Fahrgefühl bei der Premiere. So wird Ludwig weiter auf dem Beiwagen herumturnen und für das Gleichgewicht sorgen. "Beim Springen ist Vertrauen da, wenn man darauf steht, kann man ja nichts machen", beschreibt Lars Ludwig das Gefühl des Beifahrers auf der Strecke. Sie sind eben ein eingespieltes Team.