Motorsport Motorsport: Bellof und Winkelhock verunglücken tödlich
Hamburg/dpa. - Willi Kauhsen, Ex-Rennfahrer und Augenzeuge, hatkeinerlei Erklärung für die Unfallursache. Ein Fahrfehlerwird ausgeschlossen. Die Bergung des verletzten Piloten undsein Transport ins Fahrerlager verlaufen dilettantisch, aberdie ersten Meldungen lassen hoffen. Rennarzt Dr. RichardTiegs spricht 40 Minuten nach dem Crash von einerGehirnerschütterung und dem Verdacht auf einen Beinbruch. Zudiesem Zeitpunkt trifft Winkelhock per Helikopter imSunnybrook Medical Center in Toronto ein, wo derNeurochirurg Michael L. Schwartz eine völlig andere Diagnosestellt: Schwere Hirnschädigungen.
Am folgenden Tag um 18.00 Uhr mitteleuropäischer Zeitwerden Winkelhocks Ehefrau Martina und die Eltern desRennfahrers in Toronto von dessen Tod unterrichtet.Zweieinhalb Stunden später wird die traurige Wahrheitoffiziell bekannt gegeben. Der Allrounder ManfredWinkelhock, der 1980 durch einen spektakulären mehrfachenSalto am Steuer eines F2-Autos auf dem Nürburgring fürSchlagzeilen gesorgt hatte, wurde 32 Jahre alt. Zwischen1982 und 1985 bestritt er 47 Grand Prix für die Teams ATS,Brabham und RAM.
Das Entsetzen hat sich noch nicht gelegt, als die Bolidender Gruppe C drei Wochen später in Spa-Francorchamps zum 7.WM-Lauf antreten. Seit fünf Runden liefert sich der 40-jährige Altmeister und Lokalmatador Jacky Ickx ein Duell mitdem 27-jährigen amtierenden Langstrecken-Champion StefanBellof. Der Belgier pilotiert einen Werks-Porsche vom Typ962C, sein hessischer Widersacher einen 956er Kunden-Porsche.
Zu Beginn des 78. Umlaufs geschieht das Unfassbare: Aufder Anfahrt zur Kurve «Eau Rouge» setzt Bellof, dessenfahrerische Qualitäten auf dem Niveau des brasilianischenSenkrechtstarters Ayrton Senna liegen, zum Überholen an.Sekunden später berühren sich die Rennwagen und drehen sich.Der Wagen von Ickx kreiselt die Steigung hinauf, währendBellofs Porsche frontal gegen die ungesichertePistenbegrenzung knallt. Nach Auskunft der Ärzte stirbt derGießener beim Aufprall.
Jacky Ickx sagt aus: «Dieser Unfall ist schrecklich. Ichbin unendlich traurig, darin verwickelt worden zu sein. Ichhabe in keinem Moment daran gedacht, dass Stefan mich indieser Kurve überholen würde.» Vorwürfe, der in seinerGlanzzeit als «König von Spa» gefeierte Belgier habe imZweikampf die Ellenbogen ausgefahren, weil er sich vonseinem Gegner nicht vorführen lassen wollte, sind bis heutenicht verstummt. Mit Stefan Bellof starb am 1. September1985 eines der größten deutschen Motorsport-Talentüberhaupt. Für 1986 war der Hesse, der seit 1984 20 F1-Rennen für das Team Tyrrell bestritten hatte, im Besitzeines Ferrari-Vertrags.