Motorrad-WM Motorrad-WM: Steve Jenkner nimmt sich zuviel vor

Hohenstein-Ernstthal/dpa. - Das «Seuchenjahr» hat sich für SteveJenkner auch auf dem heimischen Sachsenring fortgesetzt. Beimdeutschen Motorrad-WM-Lauf kam der Aprilia-Pilot am Sonntag in der125-ccm-Klasse nur auf Platz elf. Damit war er einmal mehr meilenweitvon den selbst gesetzten Zielen und von den Fans erwartetenErfolgsplätzen entfernt. Trotz der mageren deutschen Bilanz - derBochumer Alexander Hofmann war in der MotoGP-Klasse als Zehnterbester Pilot der Gastgeber - erlebte der Sachsenring wieder einMotorrad-Festival. 207 745 Besucher an den drei Tagen bedeutetenRing-Rekord und dürften den Deutschland-Grand-Prix damit zum zweitenMal in Serie zum Zuschauer-Weltmeister machen.
Hofmann freute sich nach seiner besten Platzierung in der MotoGPwie ein Schneekönig. «Das war der beste Start, den ich je auf meinemgrünen Motorrad hatte», jubelte der Kawasaki-Pilot, der nur einekritische Situation überstehen musste. «Ich habe einmal denBremspunkt verpasst und fand mich auf Rang 17 wieder.» Danachgewann er seinen Rhythmus zurück und profitierte bei der Fahrt nachvorn auch von vielen Ausfällen. Den Sieg holte sich Max Biaggi(Italien/Honda) und verkürzte damit den Rückstand auf WM-Spitzenreiter Valentino Rossi (Italien/Yamaha) auf einen Zähler.
Jenkner traf diesmal wenig Schuld: Ein riskantes Überholmanöverdes Spaniers Pablo Nieto, und ein Überholen unter Gelber Flagge, dieJenkner nach Ansicht aller Fachleute gar nicht sehen konnte, brachtenihn um die Früchte seiner Arbeit am Wochenende. Die erntete derItaliener Roberto Locatelli (Aprilia), der sich mit seinem zweitenSaisonsieg in der WM-Wertung hinter dem diesmal ViertplatziertenAndrea Dovizioso (Italien/Honda) auf Rang zwei schob. In derViertelliterklasse gewann WM-Spitzenreiter Daniel Pedrosa(Spanien/Honda) zum dritten Mal in diesem Jahr.
«Dass ich unter Gelb überholt haben soll, habe ich erst jetzt imZiel erfahren. Ich war völlig überrascht, als ich von der Jury zueiner Durchfahrt der Boxengasse aufgefordert wurde», sagte Jenkner,der erstmals in acht Jahren im Grand-Prix-Zirkus sein Heimrennen zweiRunden lang angeführt hatte und dabei von den Fans frenetischbejubelt worden war.
«Dabei habe ich mich gar nicht um die Spitzenposition bemüht. Ichbin einfach durchgespült worden. Vorn wollte ich dann auch nichtbleiben, habe zwar mal eine kurze Tempoverschärfung eingelegt, binaber nicht weggekommen. Als dann Pablo Nieto plötzlich neben mir inder Kurve auftauchte, musste ich das Gas zudrehen und habe michverschaltet. Da war der Zug nach vorn mit einem Mal weg. Die Strafewar dann nur noch der Punkt auf dem i», erzählte «Little Stevie», dervon einem Protest absah. «Was bringt es denn. Es kann doch keinersagen, welche Position ich am Ende ohne die Boxengassendurchfahrteingenommen hätte. Aber ärgerlich ist es schon.»
Trotz des Pechs geht Jenkner gestärkt aus dem Heim-Grand-Prix. «Eslief ja bis zu dieser elften Runde fast optimal, sowohl im Trainingals auch im Rennen. Ich konnte die Rundenzeiten der anderen mitgehen,war immer vorn mit dabei. Und ich war an allen Tagen ziemlichentspannt, verspürte keinen Druck. Das macht Mut, zumal ich ja nichtmehr auf die WM schaue, sondern nur noch um Einzelerfolge kämpfe»,betonte der Lokalmatador.
Pech hatte auch Jenkners Kollege Dirk Heidolf in der250-ccm-Klasse. Der Hohenstein-Ernstthaler wagte einen Ausritt insKiesbett und verpasste dadurch die Punkteränge. «Der JapanerSekiguchi ist mir ins Vorderrad gefahren, da hatte ich keineMöglichkeiten mehr, auszuweichen. Der Rest war Ergebniskosmetik. Beimeinen Rundenzeiten wäre Platz zehn durchaus drin gewesen», schimpfte«Heidi».
