Mosley-Sexskandal weitet sich aus
London/dpa. - Der Sexskandal um Motorsportboss Max Mosley hat einen britischen Geheimdienstagenten den Job gekostet und höchste politische Kreise erreicht.
Die Ehefrau des entlassenen MI5-Agenten ist eine der Prostituierten, die auf dem Sadomaso-Video mit dem Chef des Internationalen Automobilverbandes (FIA) zu sehen ist. Sie soll das Band auch an die Öffentlichkeit gegeben haben. MI5-Chef Jonathan Evans habe über die für den Inlandsgeheimdienst «zutiefst peinliche» Affäre Premierminister Gordon Brown und Innenministerin Jacqui Smith informiert, berichtete der «Sunday Telegraph».
Den Angaben zufolge hatte die Frau des Agenten die mehrstündige Orgie mit dem 68-jährigen Mosley inszeniert und das Video im März an die Boulevardzeitung «News of the World» weitergegeben. «Jedoch ist jeder Verdacht, dass der Geheimdienst daran beteiligt war, Mosley eine Falle zu stellen, völliger Nonsens», zitierte die «Sunday Times» einen hohen Regierungsbeamten. MI5-Chef Evans betonte, dass der Dienst zunächst nichts von der Verstrickung seines Agenten oder dessen Frau in den Sexskandal gewusst habe. Mosley sei nicht observiert worden.
Beim MI5 wurde eine Untersuchung des Falls in Gang gesetzt. Sie soll klären, wie es überhaupt geschehen konnte, dass dort jemand mit wichtigen Aufgaben betraut war, dessen Frau ihr Geld als Prostituierte verdient. Der Mann von etwa Mitte 40 sei unter anderem mit der Beobachtung mutmaßlicher Terroristen und russischer Spione beschäftigt gewesen, hieß es in den Medienberichten.
«Wir erwarten von allen unseren Mitarbeitern die Einhaltung höchster Verhaltensstandards, sowohl im beruflichen, als auch im privaten Leben», sagte ein MI5-Sprecher der «Sunday Times». Wenn ein Agent sich daran nicht halte, «werden Aktionen gegen ihn unternommen». Mosley sagte dem «Sunday Telegraph», die Rolle der Agentengattin in der Affäre sei «äußerst erstaunlich». Er werde seine Anwälte aufordern, die rechtlichen Konsequenzen zu prüfen.
Über das Schicksal Mosleys, der auf dem Video angeblich auch dabei zu sehen ist, wie er während der Sex-Rollenspiele Nazi-ähnliche Gesten und Äußerungen macht, will der Automobilverband FIA am 3. Juni bei einer außerordentlichen Sitzung in Paris entscheiden. Der Sohn des einstigen britischen Nazi-Führers und Hitler-Verehrers Sir Oswald Mosley lehnt seinen Rücktritt bislang mit der Begründung ab, sein privates Sexleben sei unerheblich für seine Aufgabe an der Spitze des internationalen Motorrennsports.