Mitteldeutsche Umesterungswerke Mitteldeutsche Umesterungswerke: Grüner Kraftstoff von gelben Feldern
Bitterfeld/MZ. - Für Claus Sauter ist jeder Diesel-Verbraucher ein potenzieller Biodiesel-Kunde. Egal, ob er einen 20-Tonner oder einen Pkw fährt. "Wenn Ölmultis und Staat wie bisher an der Preis- bzw. Steuerschraube drehen, werden noch mehr Kraftfahrer die Front wechseln", zeigt sich der "bayerische Schwabe" überzeugt.
Wo es dem Auto-Besitzer vom Hersteller laut Betriebsanleitung frei gestellt ist, ob er Diesel auf Raps- oder Erdöl-Basis in seinen Tank füllt - VW, DaimlerChrysler und Opel gingen voran, andere Hersteller zögen nach - da wird er aus Frust über die hohen Preise "früher oder später über seinen Schatten springen", glaubt der Manager.
Wenn eine entsprechende Tankstelle in der Nähe ist, böte sich der Öko-Sprit geradezu an. Wenn nicht, dann könne problemlos auch wieder "Normal-Diesel" aufgefüllt werden. Sauter sieht im "grünen Kraftstoff von gelben Feldern" eine sinnvolle Alternative zu dem aus Erdöl gewonnenen Diesel.
Auch wenn der Verbrauch bei Biodiesel um fünf bis sieben Prozent ansteigt. Der bisher als Agrarhändler tätige Unternehmer hat die Mitteldeutsche Umesterungswerke GmbH & Co. KG (MUW/Zörbig) gegründet. Gemeinsam mit Geschäftspartner Georg Pollert errichtet er im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen eine 50 Millionen Mark teure Anlage. Der dritte Komplex seiner Art in Deutschland und "der bisher größte in Europa" soll am 1. Juli mit 46 Beschäftigten in Probebetrieb gehen und einen Monat später den ersten Biodiesel ausliefern.
In der ersten Stufe würden jährlich 100 Millionen Liter Kraftstoff aus Rapsöl erzeugt, ab 2003, bei voller Größe, 150 Millionen Liter. Eine solche Anlage zu bauen, sei nicht mal so sehr die Kunst, wohl aber, die Rohstoffströme zu sichern und das Produkt zu vermarkten, erläutert Sauter. Überdies müssten "restriktive Qualitätsparameter" eingehalten werden.
Schließlich seien die Motoren für Kraftstoffe aus Erdöl und nicht aus Raps konstruiert worden. Kompagnon Pollert habe jedoch mit einer Anlage in Ostfriesland den Nachweis angetreten, dass sein Know-How den strengen Vorgaben der Auto-Konzerne gerecht wird, so der Unternehmer. In der Bundesrepublik werden jährlich etwa 28 Milliarden Liter Dieselkraftstoff verbraucht.
Fachleute gehen davon aus, dass sich maximal zehn Prozent dieses Quantums durch Biodiesel ersetzen lassen. Mehr ist allein schon aus logistischen Gründen nicht möglich. "Wir können schließlich nicht ganz Deutschland mit Raps zu pflanzen", begründet Sauter das Limit. Überdies werde von der Europäischen Union genau reglementiert, wie viel Raps zu technischen Zwecken, also als nachwachsender Rohstoff, angebaut werden darf.
Allein schon, um die in Bitterfeld vorgesehene Treibstoffmenge zu erzeugen, sei - je nach Ertrag - eine Fläche von insgesamt 60 000 bis 80 000 Hektar nötig, hat Peter Johne, Vertriebsleiter bei MUW, errechnet. Der Bitterfelder Biodiesel soll aus Rapsöl produziert werden, das aus Mühlen in Hamburg, Salzgitter und Riesa stammt.
Für 80 Prozent der benötigten Rapsöl-Mengen seien bereits die Lieferverträge geschlossen, sagte Sauter. Auch was den Absatz betreffe, sei "alles im grünen Bereich". Die Bitterfelder "Raffinerie" ist nach Angaben des Investors bereits bis Ende 2001 ausgelastet. Ungeachtet dessen zeigt sich MUW in der Aquisition weiterhin agil. "Unsere Zielgruppe sind die freien Tankstellen", beschrieb Johne die Strategie.
Das Unternehmen bietet an, pro Tankstation etwa 50 000 Mark für das Aufstellen von Biodiesel-Tanks und die Installation entsprechender Zapfsäulen zu zahlen. Insgesamt will man auf diese Weise innerhalb der nächsten fünf Jahre weitere zehn Millionen Mark aufwenden, um das noch sehr lückenhafte Biodiesel-Netz auszubauen. Überdies plant MUW in der Nähe der Autobahn-Abfahrt Wolfen den Bau eines Autohofes für vier Millionen Mark. Mit Biodiesel-Tankstation, versteht sich.