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Mit den Puppen spielen wo die Kinder wohnen

Von Steffi Schültzke 29.09.2003, 07:44

Halle/iposa. - Von “Ich will einfach nicht glauben, dass mein Theater keine Zukunft haben soll.” Ein bisschen trotzig klingt es schon, wenn Gudrun Haefke darüber spricht, dass sie in Zeiten knapper Kulturkassen und Bühnenzusammenlegungen ein eigenes privates Theaterhaus gründet. Doch es ist ein positiver Trotz mit dem sie ihr Puppentheater eröffnet, und sie tut dies in Halles Problemstadtteil Nummer eins - auf der Silberhöhe.

Mitten im Zentrum des Neubaugebietes, in der Wittenbergerstraße 24, wird es in einem ehemaligen Ladengeschäft ab November das “Theaterhaus Anna-Sophia” geben. Das ist keine Neugründung sondern eher ein Umzug in eine feste Spielstätte. Gudrun Haefke hat das “Figurentheater Anna-Sophia” 1995 ins Leben gerufen und ist seitdem erfolgreich als Einzelspielerin unterwegs. Kinder sind ihr die liebste Zuschauerschaft. “Es ist das ehrlichste Publikum”, das sie in Kindereinrichtungen und soziokulturellen Zentren besonders in Halle-Neustadt und Heide-Nord mit Märchen und Fantasiegeschichten unterhält. Aber auch in eine neue Welt einführt, denn Gudrun Haefke weiß, dass der Kontakt mit ihrer Bühne oftmals das allererste Theatererlebnis der Kinder ist.

Bisher war das mit viel logistischem Aufwand verbunden: “Eine Inszenierung steht in der Garage, die andere im Auto”, beschreibt die 55-Jährige ihren Theateralltag. In ihrem neuen Domizil wird es nun möglich sein, den Kindern auch Puppen und Kulissen anderer Stücke präsentieren zu können und so eine Mischung aus Arbeitsatmosphäre und Aufführung herzustellen. Eigentlich hatte Gudrun Haefke eine Kariere als Ballettänzerin geplant. Dass sie der Beruf als Puppenspielerin über 30Jahre lang begleiten würde, hat sie sich nicht träumen lassen. Fast 25 Jahre war die gebürtige Hallenserin am Puppentheater Halle beschäftigt, bevor sie sich selbstständig machte. “Puppenspiel war für mich als Kind immer Spuk”, erinnert sie sich an ihre ersten Begegnungen mit ihrem heutigen Metier. Vielleicht liegt darin ja einer der Gründe, weshalb sie sich in ihrer Freizeit intensiv mit der Geschichte des Puppenspiels und seiner vielfältigen Theorien beschäftigt. Ihr Wissen gibt sie in Theaterworkshops und Kursen weiter. Sie gastiert jährlich in Luxemburg und gibt dort regelmäßig ausverkaufte Vorstellungen.

Das Zusammenspiel von Kulissen, Requisiten, Puppen und Spieler ist ihr wichtig. Deshalb spricht Gudrun Haefke auch lieber vom Figuren- als vom Puppentheater und meint damit deren Einheit in der Inszenierung, zu der ebenso die eigens dafür komponierte Musik gehört. Lese- und Hörspielveranstaltungen werden die Theateraufführungen ergänzen und sollen auch die anwohnenden Familien auf der Silberhöhe erreichen.

Das Theaterhaus wird am 10. November um 9.30 Uhr mit dem Märchen “Der kleine Häwelmann” eröffnet.