Michael Greis Michael Greis: Mit 30 Jahren ein «Spätberufener»
Erfurt/dpa. - Michael Greis hatte ausnahmsweise schon bei derAnreise zum Biathlon-Weltcup nach Hochfilzen einen Anzug eingepackt.Am Sonntagnachmittag wartete in Salzburg der Privatjet, der dendreimaligen Olympiasieger, seine Freundin Katja und die Team-Kollegendirekt nach Baden-Baden brachte. «Ich war noch nie bei der Ehrung derSportler des Jahres. Umso mehr habe ich mich über die Einladunggefreut», sagte der Sportsoldat aus Nesselwang. «Und wenn man unseinen Flieger schickt, werden wir bei der Umfrage nicht so schlechtabgeschnitten haben», meint er.
Obwohl der Allgäuer bereits seit 2004 eine feste Größe in derWeltelite ist, wurden seine drei Goldmedaillen in Turin vom breitenPublikum eher mit Staunen zur Kenntnis genommen. «Mein Leben hat sichdanach schon verändert, Anfragen für Interviews, Fernsehauftritte undPR- Termine häuften sich. Ich selbst bin aber der gleiche geblieben»,bemerkt Greis, der zu den Leisen in der Szene gehört.
Um so klarer formuliert der 30-Jährige die hohen Ansprüche an sichselbst. Der Gesamtweltcup sei in diesem Winter ein Ziel, «ob es aberschon klappt, ist eine ganz andere Frage. Auf jeden Fall will ichunter die ersten Drei.» Als der Norweger Ole Einar Björndalen mitfünf Siegen in fünf Rennen einen fabelhaften Einstieg in den Winterfeierte, stachelte das in Greis den Kampfgeist noch an. «Im Januar,Februar, wenn wir in Hochform sind, wollen wir dich knacken»,kündigte er dem Norweger einen harten Kampf an.
Greis ist ein «Spätberufener» im Biathlon. Als Kind fuhr er alpin,mit zwölf wechselte er in Nesselwang zum Langlauf. Ein Jahr späterbegann er mit Biathlon. Mit Beharrlichkeit und Akribie sowie dank derGeduld der Bundeswehr-Sportfördergruppe kämpfte er sich nach vorn undim Jahr 2000 - gefördert von Heimtrainer Fritz Fischer - endlich indie Weltcup-Mannschaft. Damals sagte man ihm nach, manchmal zu vielzu trainieren, nicht locker lassen zu können.
Ehrgeizig ist Greis immer noch, inzwischen hört er aber mehr inseinen Körper. Prompt sagte er das Staffelrennen ab, als er beimzweiten Weltcup des Winters eine Verhärtung im Rücken spürte: «DerWinter ist noch lang - und der Höhepunkt die WM im Februar inAntholz.» Sein Hauptziel dort ist der Staffeltitel.