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Mexiko würdigt Muralisten Diego Rivera

Von Franz Smets 27.09.2007, 10:40

Mexiko-Stadt/dpa. - Nach den großen Feiern für die Malerin Frida Kahlo haben in Mexiko die Veranstaltungen zur Ehrung ihres Mannes Diego Rivera, eines der bedeutendsten mexikanischen Künstlers und Malers des 20. Jahrhunderts, begonnen.

Das Museum Bellas Artes in Mexiko-Stadt widmet deshalb Rivera, der vor 50 Jahren starb, die bisher größte Ausstellung seiner Werke («Diego Rivera. Epopeya Mural»). In acht Sälen werden Zeichnungen, Entwürfe, Leinwandgemälde und 23 Murales (Fresken) gezeigt, mit denen Rivera berühmt wurde. Dabei erfährt der Zuschauer auch eine Menge darüber, wie Wandgemälde entstehen. Viele von ihnen stammen aus privatem Besitz», sagte Roxana Velasquez, Direktorin des Museums von Bellas Artes.

Zahlreiche Arbeiten werden zumindest im Heimatland Riveras zum ersten Mal präsentiert. Einige sind überhaupt zum ersten Mal einem breitem Publikum zugänglich. Eines, vielleicht die Attraktion dieser Schau, «Gloriosa Victoria» (1954), kommt aus den Archiven des Puschkin-Museums in Moskau, wo es ein halbes Jahrhundert verschollen gewesen war. Im Jahre 2000 wurde es wiederentdeckt.

Gott sei Dank, muss man wohl sagen. «Diego zog es vor, seine Bilder auf bewegliche Wände zu malen», erklärt Juan Coronel Rivera, einer der Kuratoren und Enkel Riveras. Das Besondere an der 40 Quadratmeter großen Wand ist unter anderem, dass Rivera sie auf beiden Seiten bemalt hat. In «Gloriosa Victoria» beschreibt Rivera die Niederschlagung der demokratischen Regierung von Jacobo Arbenz in Guatemala Anfang der 50er Jahre durch die USA, die CIA und die United Fruit Company. Auf dem Bild erscheint das Gesicht des damaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower als Bombe, während die Putschisten mit dem amerikanischen Außenminister John Foster Dulles einen Vertrag unterzeichnen, unter dem Segen der katholischen Kirche, aber auf den Blut verströmenden Leichen der guatemaltekischen Bevölkerung.

Die andere Seite ist unvollendet. Hier wollte Rivera den «Alptraum des Krieges und den Traum vom Frieden» malen. Der sowjetische Diktator Josef Stalin hält dem Amerikaner Onkel Sam, dem Briten John Bull und der französischen Marianne einem Füller entgegen, um einem Friedensvertrag zu unterzeichnen. «Im Kalten Krieg war das Bild nicht vorzeigbar», schrieben die Kuratoren dazu.

Rivera blieb Kommunist, auch als er aus der mexikanischen Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden war, unter anderem weil er sich für den Gegner Stalins, Leo Trotzki, eingesetzt und ihn gemeinsam mit Frida in ihrem Haus in Mexiko beherbergt hatte. Er malte zwei Murales, in denen Trotzki als Nachfolger Lenins dargestellt wird. Stalin, der den Machtkampf um das Erbe der russischen Revolution für sich entschied, ist auf diesen Bildern Riveras nicht vorhanden.

Nach der Ermordung Trotzkis durch die Häscher Stalins 1940 und nach dem Krieg suchte Rivera wieder die Nähe der Partei, er reiste in die Sowjetunion Stalins, zeichnete Bilder aus dem russischen Winter, von denen eines jetzt in Mexiko gezeigt wird. Und 1954 malte er Stalin in seine Visionen vom Frieden, ohne dies Werk jedoch zu vollenden.

In der Ausstellung, die bis zum 16. Dezember läuft, sind auch Reproduktionen der Arbeit zu sehen, die Rivera 1933 für das Rockefeller Center in New York schuf. Dort waren sie zerstört worden, weil sie aus Sicht der Auftraggeber politisch anstößig waren. «Er hat sich nicht dem Kapitalismus verkauft, denn er malte seine Werke nicht im Auftrag des Bürgertums», sagt Enkel Coronel. «Sondern er malte im kommunistischen Auftrag für die bürgerlichsten Gebäude jener Zeit.»