1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Mexiko: Mexiko: Sonne, Meer und Pyramiden

Mexiko Mexiko: Sonne, Meer und Pyramiden

Von Annett Klimpel 02.03.2004, 13:11
Im Norden der Halbinsel Yucatan - zu dem Ruinenkomplex Chichen Itza der Mayakultur gehört auch das so genannte Observatorium. (Foto: dpa)
Im Norden der Halbinsel Yucatan - zu dem Ruinenkomplex Chichen Itza der Mayakultur gehört auch das so genannte Observatorium. (Foto: dpa) dpa

Merida/dpa. - Bei der Fahrt vorbei an Bettenburgen scheint es unvorstellbar,dass hier auf der Halbinsel Yucatan noch vor wenigen Jahrzehnten nurPelikane und anderes Getier eine Sumpflandschaft bevölkerten. Cancunist ein auf dem Reißbrett entstandener Badeort, von Regierung undPrivatunternehmen in den siebziger Jahren nach einer Computeranalyseals Standort für ein Ferienzentrum ausgewählt. Damals lebten hierkaum 100 Menschen. Heute ist Cancun mit mehr als 2,5 Millionen Gästenjährlich der größte Devisenbringer Mexikos.

Wer mehr vom Land sehen möchte, muss allerdings weiterreisen. DieAuswahl an Mitfahrgelegenheiten an der Busstation ist beträchtlich -die Preisunterschiede sind es auch. Allzu wenig sollte die Bustournicht kosten. In Mexiko gilt vieles, was in Europa verschrottetwürde, als passabler fahrbarer Untersatz.

Auf dem Weg nach Merida geht es über Stunden auf schnurgeraderStraße durch lichtes Gestrüpp. Merida entpuppt sich als perfekteStadt für Orientierungsmuffel: Die Straßen verlaufen in rechtemWinkel zueinander und tragen Zahlen statt Namen. Ungewöhnlich sinddie Häuserwände: Die Spanier verwendeten die Steine zerstörterPyramiden nicht nur zum Bau von Kirchen, sondern auch für die erstenHäuser. Auch der Markt ist einen Abstecher wert: Zwischen Plagiatenverschiedener Uhren- und Bekleidungsmarken zwitschern Wellensittiche,fiepen Welpen und schreien die Fleischhändler um die Wette.

Wer genug hat von den Städten, kann sich in den nächsten Bussetzen oder ein Auto mieten. Die Preisspanne ist auch hier gewaltig -je nachdem, ob der Wagen bei einem Autoverleih europäischen Standardsoder einem der vielen kleinen Läden für risikofreudige Weltenbummlerangemietet wird. Preiswertestes Angebot ist meist ein VW Käfer - einExemplar ohne Extras ist bereits für 15 bis 25 Euro pro Tag zu haben.

Auf Yucatan den richtigen Weg zu finden, ist selbst für hartgesottene Kartenignoranten leicht. Nur selten gibt es mehr als eineStraße in der gewünschten Richtung. Lohnenswert ist ein Zwischenstoppin Campeche: Die südlich von Merida liegende Stadt am Golf von Mexikobietet viele beschauliche Gassen mit schönen Kolonialhäusern. FürFreunde von Pyramiden lohnen Abstecher nach Uxmal und Chichen Itza.Uxmal liegt 80 Kilometer südlich von Merida in den Puuc-Bergen undist eine der schönsten präkolumbischen Stätten Mexikos.

Auf der von dichtem Busch bewachsenen Ebene liegt unter anderemein Platz, auf dem das Ballspiel Pelota zelebriert wurde. Ein Führerzeigt den Urlaubern die Steinringe, durch die mit Ellbogen, Knie,Gesäß und Hüfte ein Hartgummiball geschossen werden musste. «Dasbeste Team wurde geopfert - eine ehrenvolle Auszeichnung für dieSieger», erklärt er. Allerdings ist auch die genau gegenteiligeVersion zu hören, nach der die Verlierer dran glauben mussten.

Um zumindest einen Teil der Maya-Ruinen von Chichen Itza sichtbarzu machen, mussten fünf Quadratkilometer Urwald gerodet werden. Ambesten ist ein Besuch in den Morgenstunden, den schönsten Überblicküber die Anlage bietet die Pyramide El Castillo. «Vorsicht. Sind Sieschwindelfrei?», warnt ein Führer. Auf dem Bauwerk angelangt, genügtin der Tat ein Blick die 45 Grad steile Treppe hinab, um die Knieschlottern zu lassen. Ein Muss jeder Yucatan-Rundreise ist auch einBesuch der Tempelanlagen in Palenque. Die tropische Dschungelkulisseder bereits im neunten Jahrhundert verlassenen Maya-Stätte betont denmorbiden Charme der ehemals prunkvollen hellroten Bauten.

Einen Platz zum Übernachten zu finden, ist auf Yucatan außerhalbder Hauptsaison nicht schwierig. Eine Bleibe gibt es inklusiveFrühstück oft schon für 10 bis 20 Euro. Extrakosten verursachenallerdings hin und wieder Militärkontrollen auf der Dschungelstraße:«Sie überqueren die Grenze des Bundesstaates Chiapas», verkündet einJugendlicher und rückt das Maschinengewehr auf seiner Schulterzurecht. «50 Pesos bitte.» Mit verbindlichem Lächeln reicht er einzerknautschtes Belegzettelchen durchs Autofenster, Ordnung muss sein.

Kostenlos, dafür aber unter Umständen deutlich unangenehmer sinddie Drogenrazzien der Polizei. Wie aus dem Nichts verbarrikadierenBauzäune die Landstraße. Junge Männer halten Maschinengewehre vorihre uniformierten Bäuche. Auf das «No hablo español» der Insassenreagiert der Polizist ratlos. «Mmmmh. No hablo ingles. Adelante!Adelante!» - «Fahren Sie! Fahren Sie!», knurrt er unwillig.

Bei der Fahrt durch die Bergketten des Staates Chiapas ist nichtnur der schlechten Straßen wegen etwas mehr Vorsicht als andernortsgeboten: Die Region ist in der Hand der Zapatisten, Nachfolger desFreiheitskämpfers Emiliano Zapata. Als Leitfigur des Widerstandesbesitzloser Bauern gegen die Großgrundbesitzer kämpfte er für eineLandreform, bis er 1919 im Regierungsauftrag ermordet wurde.

Der Widerstand der Zapatisten dauert in Chiapas bis heute an. DieIndios bessern ihren Lebensunterhalt auch gern durch Wegelagerei auf.Immer wieder wird der Weg mit Seilen versperrt, Indios mit Machetenan den Hüften strecken fordernd Büchsen vor. Viel ist es nicht, wassie verlangen, am Ende aber überwiegt der Frust: Hupe drücken und Fußaufs Gas. «Gringo», schallt es durchs Fenster - alles andere als einKosewort. Nach den Strapazen in Chiapas ist ein fauler Tag dasRichtige: Sonnige Tage am karibischen Meer, Ruhe und Entspannung pur.Im Osten Yucatans liegen herrliche Sandstrände, einige der schönstendavon südlich von Cancun, wo die Abenteuerreise auch wieder endet.

Internet:

www.mexiko-mexico.de,
www.mexiko-travelnews.de,
www.embamex.de/botschaft.html