Medizinischer Rat im Web Medizinischer Rat im Web: Die Qualität schwankt erheblich
München/Berlin/Köln/dpa. - Darunter seien etwa kommerzielle Anbieter, dievor allem Arzneimittel verkaufen wollen, Ärzte, die Ferndiagnosenerstellen oder Esoteriker, die sogar gefährliche Therapien empfehlen.
«Besondere Vorsicht ist bei Krankheiten mit hohem Leidensdruck wieKrebs, Aids und Arthritis sowie bei Diätprodukten geboten», sagtGunther Eysenbach von der Forschungsgruppe Cybermedizin an derUniversität Heidelberg. «Hier tummeln sich im Internet besondersviele Geschäftemacher und Abzocker, die die Verzweiflung chronischund unheilbar kranker Patienten ausnutzen.» Eysenbach rät, sichmehrfach abzusichern und etwa die Informationen mit anderenInternetsites zu vergleichen.
Sorgfältig sollte die Qualifikation der Autoren unter die Lupegenommen und auf das Datum der Informationen geachtet werden.«Medizinische Information veraltet schnell, und eine Publikation vonvor zwei Jahren ist bei der Dynamik der medizinischen Forschung oftschon veraltet», warnt Eysenbach. Websites ohne Kontaktadresse undAutorennamen seien prinzipiell mit größter Vorsicht zu genießen.
In einem Pilotprojekt versucht derzeit der Verbund «AktionsforumGesundheitsinformationssystem» (Afgis) mit einem Logo auf deutschenSeiten für Qualität zu sorgen. Etwa 100 Organisationen wieKrankenkassen, Ärztevereinigungen oder Berufsverbände sind dem vomBundesgesundheitsministerium initiierten Verbund angeschlossen. SeitAnfang April steht das Logo dafür, dass Verfasser und Quelle derInformationen sowie kommerzielle Interessen klar erkennbar sind.
Die Stiftung Warentest in Berlin hat im vergangenen Jahr 30Gesundheitsportale von Experten und Laien testen lassen. Die Qualitätder Informationen schwankte dabei selbst bei renommierten Portalenstark. So war die Website http://www.netdoktor.de Testsieger beimThema Prostata, bekam aber bei den Informationen über Brustkrebs nurdie Bewertung «mangelhaft».
Hohe Qualität bieten derzeit etwa die Seiten unterhttp://www.almeda.de des Unternehmens Arztpartner Almeda in München.Der ärztliche Rat per Telefon (1,86 Euro pro Minute) und E-Mail (23Euro) ist jedoch nicht billig. Rund 40 Ärzte und Medizinjournalistensind für die Beratung und Informationsbeschaffung zuständig.Schwerpunkt sind vor allem die betreuten Diskussionsforen, etwa zuden Themen Allergien, Alkohol oder Partnerschaft.
Bei dem Angebot unter http://www.qualimedic.de des Unternehmensqualimedic.com in Köln werden Fachforen etwa zu den Themen Herz undGefäße, Asthma oder Zähne angeboten. Im so genannten Wartezimmerforumwird ohne Experten-Kommentar darüber diskutiert, wo etwa dieFixies-Windeln im Angebot seien oder was sich gegen Ameisen imKinderzimmer tun lässt. Auf eine Vielzahl von Fachärzten kannunter http://www.gesundheitsscout24.de in Köln zurückgegriffenwerden. «E-Mail Anfragen werden innerhalb von 48 Stundenbeantwortet», so Mitarbeiterin Birgit Cornehl.
Das Unternehmen BertelsmannSpringer Medizin Online (BSMO) inBerlin kann bei den beiden Websites http://www.yavivo.de undhttp://www.lifeline.de auf die umfangreiche Fachliteratur und dieExperten des Verlages bauen. Lifeline.de konzentriert sich dabei vorallem auf Wellness- und Fitness-Themen und wurde von der StiftungWarentest mit «gut» bewertet. Diskussionsforen gibt es etwa zu denThemen Freizeitpartnerbörse, Flirt oder Milzbrand. Doch nicht allesind gleich gut besucht: Während sich ins Lust-und-Liebe-Forum knapp28 000 Interessierte eintrugen, sind es beim Milzbrandforum gerade14.