"Medienwächter" und SPD-Bundestagsabgeordneter gestorben

Hamburg/Berlin - Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und OSZE-„Medienwächter” Freimut Duve ist im Alter von 83 Jahren am Dienstag gestorben. Das teilte das Tagungsbüro des Bundestags auf Anfrage am Mittwoch mit. Duve gehörte seit 1966 der Sozialdemokratischen Partei (SPD) an.
„Der Tod von Freimut Duve macht uns traurig. Er vertrat die Hansestadt Hamburg als SPD-Abgeordneter 18 Jahre lang im Deutschen Bundestag”, twitterte Hamburgs SPD-Landeschefin Melanie Leonhard. Sie hob auch Duves Verdienste als OSZE-Beauftragter für die Freiheit der Medien hervor. „Mein Mitgefühl gilt seiner Familie”, ergänzte Hamburgs Sozialsenatorin. „Freimut Duve hat die Rolle des politischen Intellektuellen geprägt wie kaum ein zweiter. Stets hat er sich kritisch eingemischt und für die Freiheit der Kultur stark gemacht. Gerade jetzt bräuchte es mehr Stimmen wie ihn”, schrieb Kultursenator Carsten Brosda (SPD) auf Twitter.
Der in Würzburg am 26. November 1936 geborene Duve war in der Hansestadt aufgewachsen und studierte hier Geschichte, Anglistik und Soziologie. Als Journalist war er zwei Jahre lang beim Magazin „Stern”, bevor er 1970 zum Rowohlt Verlag wechselte. Nach einem arbeitsgerichtlichen Streit schied Duve 1989 aus dem Unternehmen aus.
Seit 1980 war Duve im Bundestag und wurde als Mitglied des SPD-Fraktionsvorstands und ihr kulturpolitischer Sprecher mit progressiven und linken Positionen bekannt. So war er ein Gegner der NATO-Nachrüstung und arbeitete 1984 an einem Thesenpapier der Hamburger SPD mit - für eine „ökologische Modernisierung der Industriegesellschaft”. 1998 verlor er seine Direktkandidatur an den heutigen SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs.
Als Medienbeauftragter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beobachtete Duve von 1977 bis Ende 2003 die Medien in den 54 OSZE-Mitgliedsländern. Er kritisierte vor allem die Unterdrückung des freien Wortes in Osteuropa. Duve selbst blieb als Publizist tätig. Er hinterlässt seine Frau und drei erwachsene Töchter. (dpa/lno)