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Martin Wetzel Martin Wetzel: Anmutige Mädchen vor dem Spiegel

Von Fred Reinke 30.07.2001, 16:02

Bad Frankenhausen/MZ. - Der Bildhauer, der an der Burg Giebichenstein in Halle bei Gustav Weidanz studiert hat und dort selbst als Lehrer tätig war, steht in der bewussten Nachfolge von Weidanz und Gerhard Marcks und setzt die hallesche Bildhauertradition fort, die das Wirkliche deutet und subjektiv überformt, ohne es zu wiederholen oder einfach nur zu imitieren. Bei dieser künstlerischen Herkunft ist es nur natürlich, dass im Werk Martin Wetzels die menschliche Gestalt dominiert, weibliche Akte vor allem, kraftvolle, selbstbewusste und mitunter kokette Wesen, in sich versunken oder ihre Reize preisgebend.

Dabei ist offensichtlich: Wetzel ist nicht nur ein genauer Beobachter, sondern gleichermaßen auch ein Künstler, der Geschichten zu erzählen weiß, die er durch seine Figuren vermittelt. Heitere, nachdenkliche und manchmal anekdotische Begebenheiten, vielfach durch eine ironische Distanz gebrochen. Namentlich in den Kleinplastiken kommt der erzählerische Duktus besonders zum Tragen: selbstverliebte Frauen vor Spiegeln, sich Liebende, in Paaren wie "Arzt und Patient" oder in den anmutigen Akten, die nach dem Bade scheinbar mit sich selbst beschäftigt sind, gelingen dem Künstler plastische Mitteilungen über menschliche Befindlichkeiten.

Immer bleibt die Nähe zum Gegenstand erkennbar, ohne dass Wetzel in den Verdacht gerät, eine bloße Nachahmung des Sichtbaren zu schaffen. Er verdichtet plastische Massen, er fixiert fließende Bewegungen, er schafft Spannungen oder erfasst vitale Gebärden. Alle bildnerische Umsetzung gründet bei dem Bildhauer auf der handwerklichen Solidität seiner Ausbildung an der halleschen Kunsthochschule. Dies bezieht sich auch auf die Zeichnungen, die bei Bildhauern gern nur als Vorstudien zum plastischen Schaffen gewertet werden.

Wetzels filigrane Blätter erweisen sich durchaus als eigenständige Kunstwerke, die das plastische Schaffen sinnvoll ergänzen. Ob Bronze, Stein, Terrakotta oder Fayence - der Künstler beherrscht alle denkbaren bildhauerischen Techniken und setzt die vielfältigsten Materialien für sein Werk ein, das in jüngster Zeit durch verspielte Leuchter, Glocken oder figürlich dekorierte Teller mit sparsam gesetzten farbigen Akzenten zusätzlich eine Bereicherung erfährt.

Trotz aller Angriffe auf die gegenständliche Kunst, die allzu forsch als konservativ und überholt abgetan wird: Martin Wetzel lässt sich dadurch nicht verunsichern und hält konsequent an seinem künstlerischen Programm fest. Das ist und bleibt dem Menschen zugetan und der Symbiose von Kunst und Handwerk verpflichtet. Kreisheimatmuseum bis 26. August, Di-So 10-17 Uhr.