Marlies Göhr Marlies Göhr: «Ich würde nur 30 Meter durchhalten»
Halle/MZ. - Frau Göhr, wie geht´s?
Göhr: "Es geht. Aber es ging mir schon besser. Die Kinder-Reha-Klinik Bad Sulza, in der ich jetzt zehneinhalb Jahre lang als Psychologin gearbeitet habe, wird geschlossen. Das passiert in den nächsten vier, fünf Wochen - dann bin ich arbeitslos."
Vielleicht heitert Sie ein Blick zurück ein wenig auf, erinnern Sie sich noch an vorige Woche vor genau 20 Jahren?
Göhr: "Nö."
Da sind Sie über 100 Meter Weltrekord gelaufen!
Göhr: "Nö, nö, das war 1977."
1977 sind Sie als erste Frau der Welt mit 10,88 unter 11 Sekunden gelaufen. Aber 1983 haben Sie diesen Rekord dann in Berlin auf 10,81 Sekunden gedrückt. Wie schnell würden Sie denn heute laufen?
Göhr: "Ich würde doch nur noch 30 Meter durchhalten. Für die restliche Distanz müsste ich Krafttraining machen. Ich halte mich lieber mit Radfahren und Tennisspielen fit und im Winter ein bisschen Skifahren in Österreich. Vor allem Tennis genieße ich. Das durfte ich während meiner aktiven Zeit nicht, wegen der Verletzungsgefahr."
Wie gehen Sie als Psychologin psychologisch mit der Doping-Frage um?
Göhr: "Das muss jeder für sich entscheiden, was er macht und tut. Wenn ich gedopt gewesen wäre, wäre ich nicht über so viele Jahre gut geblieben, 17 Jahre Leistungssport, 13 Jahre Nationalteam."
Aber es wurden Doping-Vorwürfe gegen Sie erhoben.
Göhr: "Das hat man doch gegen alle Sportler des Ostens getan."
Und, waren Sie gedopt?
Göhr: "Nö."
Könnte es vielleicht sein, dass Sie ohne Ihr Wissen gedopt waren? Denn Sie bekamen doch jede Menge Pillen täglich.
Göhr: "Ohne es zu wissen, das kann man nur mit 14- oder 15-jährigen machen, aber nicht mit Erwachsenen. Ich war alt genug und wusste, was ich nahm - nichts außer Vitaminen."