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Marko Baacke Marko Baacke: Nordischer Neustart ohne Mutproben

Von Gottfried Schalow 25.11.2002, 15:51
Der nordische Kombinierer Marko Baacke zeigt im finnischen Lahti seine Goldmedaille (Archivbild). Dem 21-jährigen Thüringer wurde am 20.11.2001 im finnischen Oulo eine Niere entfernt. Baacke war beim Training auf der Großschanze in Ruka schwer gestürzt (Foto: dpa).)
Der nordische Kombinierer Marko Baacke zeigt im finnischen Lahti seine Goldmedaille (Archivbild). Dem 21-jährigen Thüringer wurde am 20.11.2001 im finnischen Oulo eine Niere entfernt. Baacke war beim Training auf der Großschanze in Ruka schwer gestürzt (Foto: dpa).) dpa

Halle/Ruhla/MZ. - Am Freitag starten die Nordischen Kombinierer in Kuusamo in die neue Weltcup-Saison. Marko Baacke trainiert schon seit Tagen mit seinen Kollegen im Norden Finnlands, nur gut 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt - beim Auftakt ist er trotzdem nur interessierter Zuschauer. Zu frisch ist noch die Erinnerung an den fürchterlichen Trainingssturz vom 20. November 2001, also vor fast genau einem Jahr.

"Bundestrainer Hermann Weinbuch hat mir schon im Sommer geraten, auf die unnötige Mutprobe in Kuusamo zu verzichten. Also warte ich noch eine Woche, um den Neustart zu probieren", so der 22 Jahre alte, in Friedrichroda geborene und für den WSV Ruhla startende Baacke, der im Februar 2001 in Lahti zur allgemeinen Überraschung Sprint-Weltmeister geworden war.

Notarzt als Lebensretter

Zurück zum Unglückstag von Kuusamo. Baacke, die sichere Olympia-Teilnahme in Salt Lake City in der Tasche, steigt zu einem Trainingssprung auf die große Schanze. Das es windig ist, gehört zum Alltag eines Skispringers, der unzählige Male derartige Situationen gemeistert hat. An diesem Dienstag kommt alles anders: Schon der Absprung misslingt, im Flug verliert er die Kontrolle über die Bretter, kurz vor der Landung bricht der linke Ski weg - Sturz bei rund hundert Stundenkilometern.

Zunächst sieht alles gar nicht so schlimm aus, Baacke rappelt sich auf, atmet tief durch. Plötzlich muss er sich jedoch übergeben, der Mannschaftsbetreuer schaltet schnell, ruft den Rettungswagen und rettet ihm damit wahrscheinlich das Leben. Bei der Ultraschalluntersuchung im Krankenhaus wird Blut im Bauchraum festgestellt, eine Stunde später startet der Hubschrauber in die Uniklinik im 200 Kilometer entfernten Oulu. Dort werden Baacke die Milz und eine Niere entfernt, die beim Sturz wie Luftballons geplatzt sind.

Nach dem ersten Schock hatte sich Baacke geschworen: "Der Sport ist doch mein Leben, nächste Saison will ich wieder dabei sein." Schon zu Weihnachten stand er im heimischen Ruhla wieder auf Laufskiern und freute sich in den folgenden Wochen wie ein kleines Kind, dass auch Kraft und Kondition nach und nach zurück kehrten. Nur ganz kurz drückte der Schicksalstag von Kuusamo noch auf das Gemüt, als er in Frankfurt seine Kameraden zum Flieger in die Olympiastadt Salt Lake City brachte und sich später die Wettkämpfe vor dem Fernseher anschauen musste.

Olympia bleibt das Ziel

"Zum Glück hat der Junge über die möglichen Sturzfolgen nicht lange gegrübelt, sich stattdessen neue Ziele gesetzt. Trotzdem war der erste Sprung bei den Deutschen Meisterschaften im Juli in Winterberg für uns alle ein überwältigendes Erlebnis", erinnert sich Vater Klaus, der Nordischer Kombinierer und Senioren-Weltmeister im Langlauf war.

Klar, dass er am 7. Dezember, wenn Marko in Trondheim zum ersten Mal wieder selbst beim Weltcup dabei ist, aufgeregt vor dem Fernseher sitzen wird. "Beim dann folgenden Weltcup in Harrachov und vor allem zu Silvester in Oberhof ist die Familie komplett an der Schanze versammelt", verspricht Klaus Baacke. "Schritt für Schritt soll Marko in die Weltspitze zurückfinden. Bei Olympia 2006 ist er erst 26 Jahre alt und kann das Versäumte nachholen."