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Mahnung für eine lebenswerte Welt

Von Hans-Dieter Speck 20.11.2011, 18:13

rossbach. - Zahlreiche Roßbacher weihten am Sonnabend einen sanierten Gedenkstein für die Gefallenen der Kriege in ihrer Dorfmitte ein. Dafür hatten die Einwohner über 6 000 Euro in den zurückliegenden Jahren gesammelt. Wofür ihnen Ortsbürgermeister Jürgen Spielberg herzlich dankte. Gekrönt vom Adler und an vier Seiten beschriftet mit den Namen der in den Kriegen 1866, 1870 / 71 und dem Weltkrieg 1914-18 gefallenen zwölf Roßbacher, steht der Stein nun wieder als sichtbare Mahnung zum Frieden in der Gemeinde.

Das Denkmal war ursprünglich vom Roßbacher Fährmann Daniel Völkner zur Erinnerung an seinen im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Sohn 1874 errichtet worden, ging dann in das Eigentum der Gemeinde über, die nun an alle gefallenen Roßbacher erinnerte. Die Idee, das Denkmal zu restaurieren, entstand in der Kirmesgesellschaft, als 1995 Unbekannte bei dem Versuch, den Adler zu stehlen, diesen zerstört hatten. Auch bedurften die Inschriften an den Tafeln einer Erneuerung. Ein Vorhaben, das von ganz Roßbach unterstützt wurde. Für die Gestaltung des Adlers und die Steinmetzarbeiten wurde Björn Tänzer gewonnen, für die weiteren Arbeiten am Denkmal Lothar Sünkel (LS Bau) und die Firma Härtel. Zur Einweihung, an der auch Oberbürgermeister Bernward Küper teilnahm, erinnerte Naumburgs Altbürgermeister Curt Becker an das Heimweh und die Angst, die die Männer fern der Heimat befallen hatte und ihre Hoffnung, gesund wieder heimzukehren, die dann nicht erfüllt worden war. "Nichts sagt der Stein zur Trauer und den Tränen, die in den Roßbacher Familien um die Toten vergossen wurden", sagte Becker. Dennoch gebe es gute Gründe, so ein Denkmal zu erhalten, nicht um Krieg und Heldentum zu verherrlichen, sondern um zu mahnen, dass nie wieder Männer aus Roßbach ihr Leben opfern müssen.

Das bekräftigten auch die beiden Pfarrer, Johann Storzer für die katholische und Daniel Schilling-Schön für die evangelische Gemeinde. Storzer erinnerte an die Botschaft, die der Psalm 85 vermittelt: "Herr, erweise uns deine Gnade und gib uns dein Heil! Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, damit sie nicht in Torheit geraten." Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, sei Aufgabe der Zukunft, sagte Schilling-Schön. "Dörfer, in denen es friedlich und gerecht zugeht, Familien, die hier bei uns eine Zukunft sehen, christlicher Glaube, der uns einen Halt gibt. Das sichtbare Denkmal haben wir heute eingeweiht - das Unsichtbare, die Mahnung, die es enthält, die wollen wir aber in unserem Herzen tragen." Zu Klängen des Bad Kösener Posaunenchores gedachten die Roßbacher auch der Toten des Zweiten Weltkrieges.