Lutter: Mordshunger
Hamburg/dpa. - Die Atmosphäre ist düster, dicht. Dunkle Bilder, eindringliche Musik dominieren die Stimmung in der Ruhrpott- Krimireihe «Lutter». Im Mittelpunkt steht der leicht kauzige, aber liebenswerte Kriminalhauptkommissar Axel Lutter - den alle aber nur Lutter rufen, sogar seine besten Freunde.
Der in Herne geborene Joachim Król mimt im ZDF-Krimi «Lutter: Mordshunger» (Samstag, 20.15 Uhr) zum fünften Mal den Essener Ermittler - mit leichtem Ruhrpott- Zungenschlag, lakonischer Gelassenheit und einfühlsamer Neugier.
Er ist ein Eigenbrötler, dieser Lutter, aber nicht ungesellig. Am ehesten trifft man ihn in seiner Stammkneipe «Behring's» bei einem frisch Gezapften, im Gespräch mit Kumpel Sunny (Jochen Nickel) und Wirt Höcki (Timo Dierkes), die auch seine Fußballkameraden sind. Seine Fälle berühren ihn, sensibel und verständnisvoll nähert er sich dem Umfeld der Opfer, er kann aber auch mal hart und unkonventionell zupacken, wenn es die Situation erlaubt.
So wie an diesem Samstag, wenn nach dem Mord an einem Gastronomen Familie und Freunde des Opfers gleichsam Trauernde als auch Verdächtige sind. Peter Siegener (Paul Faßnacht), Imbisskrösus und Restaurantbesitzer, kommt zu spät zur Feier seiner Tochter, der frischgekürten Sterneköchin Christina (Jasmin Schwiers) - verbeult und blutverschmiert von einer Schlägerei. Er schmeißt die Festgesellschaft raus - und liegt am nächsten Morgen tot im «Goldenen Löwen».
Motive und Verdächtige gibt es zuhauf: Bruder Klaus (Uwe Kockisch) trägt nicht nur deutliche Spuren einer Schlägerei, sondern war mit seinem Bruder auch nicht sehr dicke: Klaus wurde von Peter vor Jahren aus dem lukrativen Geschäft gedrängt und jobbt nun in dessen Imbiss. Siegeners mehr als einmal betrogene Ehefrau Sophia (Ulrike Krumbiegel) hat ein Verhältnis mit dem Freund und Schuldner ihres Mannes, dem Wurstfabrikanten Demski (Dietmar Mues).
Auch Tochter Christina war nicht allzugut auf ihren Vater zu sprechen: Der sah ihre Beziehung zu Koch Marcello (Denis Moschitto) gar nicht gern. Und wie hängen Sohn Felix (Johannes Allmayer) und dessen Freundin Natascha (Cosma Shiva Hagen) in dem Fall drin? Immerhin wuchs er bei Onkel Klaus auf, und sie hütet einige unschöne Geheimnisse.
Seit Februar 2007 ermittelt Lutter für das ZDF, «Mordshunger» (Regie: Torsten Wacker) ist sein einziger Krimi in diesem Jahr; im November beginnen die Dreharbeiten zu seinem sechstem Fall. Die Reihe überzeugt Krimifans nicht durch Action und Effekte, sondern durch intensive, nie langweilige Dialoge, dichte Atmosphäre und spannende Handlung.
Kameramann André Lex zeigt in «Mordshunger» klischeelose Bilder der Ruhrpottstadt, bietet ungewöhnliche Kamerafahrten und Blickwinkel, taucht spannende Szenen in bedrohliches Dunkel; die Musik von Mario Lauer pendelt zwischen 70er-Jahre-Krimi à la «Kojak» und Psychothriller; teilweise unterbrochen von schmissigem Rock-Pop.
Die lakonische Komik der Lutter-Kumpels und das ironische Wechselspiel zwischen dem Kommissar und seinem jungen Assistenten Engels (Matthias Koeberlin) nehmen dem Mordthema die Schwere, provozieren zuweilen sogar laute Lacher. Frage: «Hat er (Lutter) schlechte Laune?». Antwort: «Nee, Geburtstag».