Linux-Live Linux-Live: Betriebssystem ohne Installation nutzen

Berlin/Nürnberg/dpa. - Von Linux haben auch viele Windows-Nutzer schon einmal gehört. Mancher ist vielleicht sogar neugierig und möchte das Betriebssystem einmal ausprobieren. Nicht jeder wagt aber, die Software tatsächlich auf dem eigenen Rechner zu installieren.
Abhilfe schafft da ein so genanntes Live-Linux. Diese Versionen werden nicht auf den PC aufgespielt, sondern sie laufen komplett von CD-ROM aus. «Der wichtigste Unterschied liegt daher in der Startphase», erklärt Jörg Luther, Chefredakteur der in München erscheinenden Zeitschrift «LinuxUser».
Da der Rechner von CD und nicht wie sonst üblich von der Festplatte aus gebootet wird, dauert der Startvorgang länger. Hinzu kommt, dass das System erst die Hardware erkennen muss, bevor der Nutzer damit arbeiten kann. Live-Versionen sind in ihrer Performance etwas eingeschränkt, erläutert Chris Schläger, Entwicklungsleiter für Suse Linux bei Novell in Nürnberg.
Der Umfang von Live-Versionen ist zudem kleiner als der von vollständigen Distributionen, wie die Linux-Programmpakete genannt werden. «Die Nutzer wünschen in der Regel ein Live-Linux, das auf eine CD-ROM passt», sagt Chris Schläger. Da die Daten komprimiert werden, passen auf eine CD-ROM bis zu 1,3 Gigabyte Daten. Eine komplette Suse-Distribution ist jedoch um einiges umfangreicher. «Da sind rund 3500 Programme drin.»
Dennoch kann man mit Live-Distributionen wie Knoppix fast alles machen, was auch mit einer vollständigen und auf dem Rechner installierten Fassung funktioniert: «Ins Internet gehen und E-Mails schreiben etwa, ist kein Problem», sagt Jörg Luther. Ein weiterer Vorteil von Live-CDs ist, dass man mit ihnen ausprobieren kann, ob Linux überhaupt auf dem eigenen Rechner läuft. Denn das ist keine Selbstverständlichkeit, da manche Hardwarehersteller Treiber für Linux gar nicht oder erst spät zur Verfügung stellen.
Eine Live-Linux-Distribution lässt sich außerdem zur Datenrettung verwenden, so Andreas Gebhard vom Verein LinuxTag in Kaiserslautern, der seit einigen Jahren die gleichnamige Linux-Messe veranstaltet. Bootet der Rechner nicht mehr oder nicht mehr einwandfrei von der Festplatte, kann er mit Hilfe der Linux-CD hochgefahren werden. Gelingt es nicht, das System zu reparieren, können so wenigstens die wichtigsten Daten gerettet werden.
Es gibt schätzungsweise rund 200 Linux-Live-Distributionen. Eine Liste finden Interessierte im Internet unter www.frozentech.com/content/livecd.php. Die Palette reicht von einem Firewall-Linux mit zwei Megabyte (MB) wie floppyfw über ein Datenrettungs-Linux wie Emergency CD mit 174 MB bis hin zum Desktop-System wie Demo-Linux mit 650 MB. «Es gibt sogar spezielle Distributionen, die vor allem Musiksoftware enthalten», so Andreas Gebhard vom LinuxTag.
Die wohl bekannteste Live-Distribution ist Knoppix, ein Ableger davon Gnoppix, das statt auf die Anwendungsoberfläche KDE auf Gnome setzt. Knoppix ist ein Projekt des LinuxTag. Aber auch die kommerziellen Linux-Verteiler Suse und Mandrake bieten eigene Live-Versionen.
Wer nicht gerade eine Live-Distribution auf einer Heft-CD einer Computerzeitschrift gefunden hat, kann sie sich auch aus dem Internet besorgen. «Man lädt sie dann als ISO-Image herunter und brennt sie so auf eine CD», erklärt Chris Schläger von Novell. Manche Live-Distributionen lassen sich auch auf Wunsch - und bei Gefallen - endgültig auf dem Rechner installieren.