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Leichtathletik-WM Leichtathletik-WM: Tyson Gay schlägt 100-m-Weltrekordler Asafa Powell

Von Ralf Jarkowski und Ulrike John 26.08.2007, 14:54

Osaka/dpa. - Tyson Gay hat auf der «Wunderbahn» von Osaka denschnellsten Mann der Welt entzaubert und sich bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften zum neuen König der Sprinter gekrönt. Vor rund35 000 Zuschauern im Nagai-Stadion holte der 24-Jähige amSonntagabend den prestigeträchtigsten WM-Titel zum achten Mal seit1983 in die USA. In 9,85 Sekunden ließ der Pastorensohn aus Kentuckydem hoch gehandelten 100-m-Weltrekordler Asafa Powell im erstenSaison-Duell keine Chance: Der Jamaikaner wurde in 9,96 gar nurDritter hinter dem aufstrebenden Bahama-Boy Derrick Atkins (9,91).

«Ich kann es nicht glauben», sagte Gay, der den ersten Schritt zumangestrebten Triple mit weiteren Titeln über 200 Meter und mit derSprintstaffel gemacht hat. «Der Weltrekord ist auch noch ein Ziel.Aber ich will alles Schritt für Schritt machen», kündigte der 25-Jährige an, der noch vor dem Rennen mit seinem im Gefängnis sitzendenTrainer telefoniert hatte. Powell, der schon drei Mal die Weltrekord-Zeit von 9,77 Sekunden gelaufen ist, war dagegen tief enttäuscht:«Ich war verkrampft, normal laufe ich locker durch. Das hat mich dasRennen gekostet.»    

Siebenkampf-Königin Carolina Klüft hielt auch im letztenKaiserreich der Welt Hof und die komplette Konkurrenz in Schach. Mitdem Europarekord von 7032 Punkten landete die 24 Jahre alteDauersiegerin aus Schweden als erste Mehrkämpferin in der WM-Geschichte den Titel-Hattrick. Sie verbesserte die 18 Jahre alteeuropäische Bestleistung der Russin Larisa Nikitina (7007) um 25Punkte. Zweite wurde die Ukrainern Ljudmilla Blonska (6832) vor KellySotherton (6510) aus Großbritannien. Als beste deutsche Mehrkämpferinerreichte Lilli Schwarzkopf (Paderborn) mit 6439 Punkten Platz fünf.

Mit der knallroten Kugel hatte Nadine Kleinert zuvor fürabendlichen Bronze-Glanz gesorgt und dem deutschen Team in Osaka dieerste Medaille beschert. Fit auf den Punkt genau steigerte sich die31 Jahre alte Magdeburgerin am schwül-heißen Sonntag auf dieSaisonbestleistung von 19,77 Meter und freute sich diebisch überPlatz drei. «Ich habe an mich geglaubt und mich nie selbstaufgegeben, obwohl ich die ganze Saison über Probleme hatte», sagtedie Olympia-Zweite im Kugelstoßen von 2004.

Mitfavoritin Petra Lammert (Neubrandenburg) landete bei ihrerzweiten WM mit 19,33 Metern auf dem fünften Platz. «Ich habe meinPotenzial nicht ausschöpfen können, aber ich habe ja noch Zeit»,tröstete sich die 23 Jahre alte Neubrandenburgerin selbst. Mit demletzten Stoß holte sich die Neuseeländerin Valerie Vili mit 20,54Metern überraschend Gold. Nach der ersten Niederlage in diesem Jahrmusste sich Titelverteidigerin Nadeschda Ostaptschuk aus Weißrussland(20,48) diesmal mit Rang zwei begnügen.

Zur Hitzeschlacht in der prallen Morgensonne wurde das 20-Kilometer-Gehen der Männer. Der Berliner André Höhne erlitt rund 200Meter vor dem Ziel einen Hitzschlag. «Er hat zeitweise dasBewusstsein verloren. Inzwischen geht es ihm aber wieder realtivgut», erklärte der deutsche Teamarzt Uwe Wegmann. Der Olympia-Achtemusste kurzzeitig ins Krankenhaus. Mit zum Kollaps hat beigetragen,dass der dreimalige deutsche Meister durch einen Kampfrichterfehlgeleitet wurde. «Es ist noch viel tragischer. Zusammen mit demAustralier lag er kurz vor Schluss an dritter oder vierter Stelle»,berichtete Jürgen Mallow, Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), «beide mussten einen Umweg von rund 100 Meterngehen.»

Der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit trotzte der EcuadorianerJefferson Perez, der das WM-Triple schaffte. In 1:22:20 Stunden warer 20 Sekunden schneller als der zweimalige Europameister FranciscoJavier Fernandez (Spanien) und der drittplatzierte Tunesier HatemGhoula. Fernandez bekam Silber erst zurück, nachdem ein Protest gegendie Disqualifikation des 30-Jährigen erfolgreich war.

Marathon-Mann Luke Kibet (Kenia), Kugel-Koloss Reese Hoffa (USA)und Lauf-Leichtgewicht Tirunesh Dibaba aus Äthiopien über 10 000Meter hatten sich am Samstag die ersten von 47 Goldmedaillenerkämpft. Kugelstoß-Europameister Ralf Bartels bekam dagegen im Ringdie Grenzen aufgezeigt und verfehlte als Siebter die insgeheimersehnte Medaille deutlich. Das US-Duo präsentierte sich bärenstark:Hoffa gewann mit 22,04 Metern seinen ersten WM-Titel vor dementthronten Titelverteidiger Adam Nelson (21,61) und dem WeißrussenAndrej Michnewitsch (21,27).