Leichtathletik Leichtathletik: Verletzter Boris Henry schaut auf WM
Athen/dpa. - Ein Knacken verkündete das abrupte Ende desolympischen Traums: Beim Einwerfen für den Qualifikations-Wettkampfam Donnerstagabend kugelte sich Boris Henry in Athen die rechteSchulter aus. «Es gab ein kurzes Knacken, dann konnte ich den Armnicht mehr runternehmen», berichtete der Saarbrücker am Freitag. DieSaison ist für den Speerwerfer beendet. «Da kann man nichts mehrmachen. Werfen ist abgesagt», meinte der «Mann mit der Mütze». DerSaarbrücker war mit berechtigten Medaillenhoffnungen nach Athengekommen. «Ich könnte heulen, dass es nicht geklappt hat. Jetzt istdie WM im nächsten Jahr mein Ziel», erklärte Henry.
Den äußeren Schaden konnte Mannschaftsarzt Helmut Schreiber zwarschnell wieder beheben. «Der war Gott sei Dank da. Er hat mit demDaumen draufgedrückt, dann es hat es plopp gemacht - und es warwieder drin», erzählte Henry. Die inneren Verletzungen, die sich der30-Jährige durch den verpassten Olympia-Start zuzog, werden jedochnicht so schnell verheilen.
«Das ist nur noch der Punkt auf dem i. Tiefer geht es jetzt nichtmehr. Dieses Jahr bin ich durch ein tiefes Tal gegangen. Ich hoffe,dass ich die Talsohle jetzt erreicht habe und es wieder aufwärtsgeht», sagte Henry und zählte noch einmal die Schicksalsschläge derjüngsten Vergangenheit auf: Der unerwartete Tod seiner Mutter imMärz, das Dopinggeständnis seiner Freundin Kelli White und dieanschließende Zweijahressperre für die ehemalige Sprint-Weltmeisterinaus den USA sowie ein Sehnenanriss in der Schulter, der seineKarriere jederzeit beenden kann. «Vielleicht ist es wirklich so, dassalles auf einmal kommt, wenn man das Pech unter den Sohlen hat.»
Da an Wettkämpfe vorerst nicht zu denken ist, nimmt sich BorisHenry eine Auszeit. Er will viele Dinge nachholen, für die er bislangkeine Gelegenheit hatte. Es ist vieles in diesem Jahr passiert, daser für Olympia beiseite geschoben und noch nicht verarbeitet hat.«Jetzt habe ich mal die Zeit, über die Sache mit meiner Mutternachzudenken. Das kommt bestimmt auch nochmal hoch», sagte er.Wichtig ist ihm auch, mehr Zeit mit seinem Vater zu verbringen. «Dashabe ich ein bisschen vernachlässigt», gab Henry zu.
Ein bisschen Urlaub will sich der Saarbrücker dann auch nochgönnen. «Zwei Wochen irgendwo hinfahren.» Aber nicht länger,schließlich will er «das mit der Schulter nicht auf die lange Bankschieben». In ein paar Tagen soll eine Kernspintomographie gemachtwerden, um den Grund für die plötzliche Verletzung herauszufinden undzu klären, ob seine angerissene Superspinatussehne in der gleichenSchulter dies ausgelöst haben kann. Sollte die erste Untersuchungkeinen Aufschluss bringen, würde eine Arthroskopie folgen. «Da kannman dann mal reingucken», sagte Henry und sprach sich Mut zu: «Damuss man den Kopf hoch halten und sehen, dass ich wieder fit werde.Ich stecke den Kopf nicht in den Sand.»