Leichtathletik Leichtathletik: Tim Lobinger gewinnt Deutsche Hallenmeisterschaften

Karlsruhe/dpa. - Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wird am 27. Februar sein WM-Aufgebot mit über 15 Athleten benennen. «Wir haben klassische Hallen-Titelkämpfe mit Höhen und Tiefen erlebt und realistisch drei Medaillenchancen bei der WM», sagte DLV-Präsident Clemens Prokop.
Wo etwas erwartet wurde, habe es auch starke Leistungen gegeben. «Die Entwicklung von Ralf Bartels ist sehr erfreulich, er ist ein Medaillenkandidat», urteilte Prokop. Auch die Stabhochspringer Tim Lobinger (Köln/5,80) mit seinem fünften Titel und der erst 21 Jahre alte Fabian Schulze (Kornwestheim/Ludwigsburg/5,75) zählen zu den Medaillenhoffnungen. Das Duo behauptete sich in einer spannenden Ausscheidung vor Björn Otto (Uerdingen/Dormagen/5,75) sowie Lars Börgeling (Leverkusen/5,60), die ebenfalls die Norm hatten. Alle vier pokerten und nahmen 5,80 Meter in Angriff, aber nur der erfahrene Lobinger meisterte sie im zweiten Versuch. 5,91 Meter waren dann auch für ihn zu hoch.
Der 27-Jährige Bartels ist mit seiner Leistung aus dem letzten Versuch weltweit die Nummer zwei in dieser Saison hinter Reese Hoffa (USA/21,65) und drittbester Deutscher aller Zeiten unter dem Hallendach. «Dieses Ergebnis gibt mir viel Selbstvertrauen für die Hallen-WM. Das war ein optimaler Versuch, ich habe die Kugel sehr gut getroffen», sagte der Titelträger. Seine Freiluft-Bestleistung übertraf er um sieben Zentimeter, in der Halle legte er 59 Zentimeter zu. Peter Sack (Leipzig), der im ersten Versuch auf die persönliche Bestleistung von 20,59 Meter kam, sicherte sich das zweite WM-Ticket im Duell gegen Detlef Bock (Wolfsburg/19,52).
Zu den Spitzenwerten vor 6300 Zuschauern in der Europahalle zählte auch eine Jahresweltbestzeit der Olympia-Fünften Melanie Seeger im Gehen über 3000 m in 11:59,64 Minuten (bisher Elisa Rigaudo/Italien - 12:10,61). Doch diese Disziplin gehört nicht mehr zum Programm bei der Hallen-WM genau wie die 200-Meter-Sprints, bei denen Hallen- Europameister Tobias Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg) in 20,79 Sekunden zum vierten Titel hintereinander kam. Vor zwei Jahren in Budapest war Unger noch WM-Dritter gewesen und hatte die einzige deutsche Medaille unter dem Dach gewonnen.
Den zahlreichen Favoritensiegen standen nur wenige Überraschungen gegenüber. Dazu gehörte Petra Lammert (Neubrandenburg) mit der deutschen Saisonbestmarke von 19,25 Meter im Kugelstoßen und einem Sieg über die Olympia-Zweite Nadine Kleinert (Magdeburg/18,62). Kleinert war zuvor die WM-Bronzemedaille von der Hallen-WM 2004 in Budapest nachträglich überreicht worden. Siegerin Wita Pawlitsch (Ukraine) war wegen Dopings disqualifiziert worden.
Die Titelverteidiger Kirsten Bolm aus Mannheim und Thomas Blaschek aus Leipzig wurden ihrer Favoritenrolle über 60 Meter Hürden gerecht. Dabei steigerte die WM-Vierte Bolm ihre deutsche Jahresbestleistung auf 7,94 Sekunden, obwohl sie durch einen Infekt in der Vorwoche kräftemäßig zurückgeworfen worden war. «Das waren hochkarätige Trainingseinheiten im Hinblick auf die WM. Die Form ist sehr, sehr gut, die Kondition reicht noch nicht für mehrere Runden. Es muss aber noch schneller gehen», sagte Bolm.
Jan Fitschen (Wattenscheid) gewann zum sechsten Mal hintereinander die 3000 Meter (7:53,14), räumt aber der Vorbereitung auf die Freiluft-EM im August in Göteborg Vorrang ein. In Karlsruhe blieb der erhoffte Ansturm auf die WM-Normen aus, nur die 400-m-Titelträger Claudia Hoffmann (Potsdam/52,15) und Ruwen Faller (Magdeburg/46,53) lösten noch das Ticket.