Leichtathletik Leichtathletik: Speerwurf-Olympiasiegerin Tilly Fleischer gestorben
Lahr/dpa. - Von den deutschen Olympiasiegerinnen der Sommer- und Winterspiele1936 lebt nun nur noch die 84-jährige Maxi Baier-Herber. Sie gewannmit ihrem Mann Ernst Herber in Garmisch-Partenkirchen dieGoldmedaille im Paarlaufen.
Tilly Fleischer, die nach ihrer zweiten Heirat Grote-Fleischerhieß, stellte 1929 und 1930 im Kugelstoßen mit 12,40 m und 12,88 mWeltrekorde auf. In Los Angeles belegte sie im Diskuswerfen denvierten Rang, mit der 4 x 100-m-Staffel wurde sie Sechste. IhreKarriere hatte sie als Fünfkämpferin begonnen.
Ihre olympische Goldmedaille gewann Tilly Fleischer mit 45,18Metern vor der Dresdnerin Luise Krüger (43,29 m) im ersten Wettkampfder Berlin-Spiele am 2. August 1936. Später beschrieb die fürEintracht Frankfurt gestartete Athletin ihre Eindrücke vor 100 000Zuschauern im Berliner Olympiastadion so: «Die Leute haben derartgetobt, dass die Wettkämpfe verschoben werden mussten. ,Tilly, Tilly'hat das ganze Stadion geschrien. Dann kam die Siegerehrung. Ich bekamdie Goldmedaille, einen Lorbeerkranz und ein Eichenbäumchen, das ichspäter am Frankfurter Waldstadion gepflanzt habe. Der Baum ist jetztschon 30 Meter hoch.»
Tilly Fleischer wurde nach der Siegerehrung mit anderen Medaillen-Gewinnerinnen zur Loge Adolf Hitlers geführt. Die Folge war, dass derPräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Henri deBaillet-Latour (Frankreich), den deutschen Reichskanzler daraufaufmerksam machte, dass ein solcher Empfang nicht den Regelnentspräche. Daraufhin unterließ Hitler derartige Empfänge. AlsGeschenk für ihren Olympiasieg erhielt Tilly Fleischer 1936 von derStadt Frankfurt ein Auto.
Tilly Fleischer hinterlässt aus ihrer ersten Ehe zwei Töchter.Eine von ihnen führt ihr Lederwaren-Geschäft in Lahr weiter.