Leichtathletik Leichtathletik: Privatunterricht vom großen Bubka

Stuttgart/Monte Carlo/dpa. - Der Ukrainer, der seine Karriere inzwischen beendet hat, holte denVize-Hallen-Europameister von 1998 und deutschen Meister von 1996sogar am Flughafen ab. Er schlug für seinen neuen Schützling unddessen Trainer Jörn Elberding im Nobelhotel direkt gegenüber demStadion von Monaco einen Sondertarif heraus. «Es war allesvorbereitet. Sogar der Schlüssel zum Kraftraum war hinterlegt»,staunte Stolle.
Als er elf Jahre alt war, sah er Bubka zum ersten Mal imFernsehen. Mitte der neunziger Jahre, als der Überflieger aus Donezkfür Berlin startete, trainierte Stolle im Winter ein paar Mal mit ihmzusammen. 1994 beim ISTAF trat er erstmals in einem Wettkampf mit ihman. «Der Rudi Thiel hat extra die Anfangshöhe zwanzig Zentimeterruntersetzen lassen, damit ich springen und internationale Erfahrungsammeln kann», erinnert sich Stolle. Heute ist er seinem Vorbild nahewie noch nie.
Bubka hat offenbar einen Narren an dem Deutschen gefressen. Warum,darüber hat sich der Olympiasieger von 1988 noch nicht so richtigausgelassen. «Ich kam mit ihm immer sehr gut klar», erklärt Stolle.«Er hat gesagt, meine Technik gehe so in seine Richtung.» In «relativintimer Atmosphäre» versucht der große Meister nun, den WM-Viertenvon Edmonton zu verbessern. «Wenn ich jede Stunde bezahlen müsste,könnte ich Konkurs anmelden», kommentiert Stolle den so wertvollenAnschauungsunterricht und ist sich sicher: «Die Kollegen werden michlöchern, wenn ich nach Hause komme.»
Nach 14 Jahren stellt der Leverkusener nun seine Bewegungsabläufeum. Zum Beispiel lernt er, beim Anlauf die Knie höher zu nehmen undden Stab viel früher in den Einstichkasten zu bringen. Auch seinCoach Elberding saugt jeden Ratschlag Bubkas begierig auf. Stolleschuftet und schwitzt, er will die Chance nutzen: «Ich muss halt zuHause dran bleiben, die Technik automatisieren. Ich merke schon, dasseiniges fehlt, aber es ist auch noch einiges ausbaubar bei mir.»
Dass er an Bubka selbst wohl nie herankommen wird, weiß Stolle.Der Ukrainer war nicht nur ein Topsprinter und hatte außergewöhnlicheturnerische Fähigkeiten, er sprang auch über acht Meter weit und zweiMeter hoch. «Und er ist immer noch absolut fit», wundert sich derdreifache deutsche Hallenmeister über seinen 37 Jahre altenLehrmeister.