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Leichtathletik Leichtathletik: Müller beißt sich durch

Von Rüdiger Fritz 28.05.2008, 19:12

Halle/MZ. - Norman Müller ist ein junger Mann mit Humor. Die Kurz-Biographie auf seiner neuen Homepage www.norman-mueller.de
hat er mit Augenzwinkern verfasst. Dabei liegt der Tag, an dem ihm gründlich das Lachen vergangen ist, gar nicht weit zurück. Mitte Februar verspürte der Leichtathletik-Zehnkämpfer im Training einen stechenden Schmerz und ein merkwürdiges Wackeln in der rechten Oberkörperseite. Er ließ sich dennoch nicht davon abbringen, fünf Läufe über 1 000 Meter zu absolvieren.

Der anschließende Besuch beim Arzt führte dem 22-Jährigen mit drastischer Offenheit vor Augen, dass er mit seinem Leben gespielt hatte, denn die Diagnose lautete spontaner Pneumo-Thorax - der rechte Lungenflügel war zusammengefallen. Trotz des umgehenden Krankenhaus-Aufenthaltes, einer mehrwöchigen Trainingszwangspause und danach noch eingeschränkten Übens will sich Norman Müller bei seinem ersten Saison-Zehnkampf am Wochenende im österreichischen Götzis für einen der drei deutschen Startplätze bei den Olympischen Spielen in Peking empfehlen.

Angesichts seines Handicaps klingt das fast unglaublich, aber einer wie er, der schon Dritter bei Nachwuchs-Welt- und -Europameisterschaften war und über eine Bestleistung von stolzen 8 255 Punkten verfügt, der kann sich ganz einfach nicht mit niedrigeren Zielen begnügen. "Ich weiß natürlich, dass ich die Latte hoch gelegt habe, aber ich will mich durchbeißen", meint der Athlet. "Ich sage mir aber auch, dass die Welt für mich nicht untergeht, wenn im ersten Anlauf noch kein optimales Ergebnis herausspringen sollte. Schließlich hätten mir im Februar die Ärzte mitteilen können, dass Schluss ist mit dem Spitzensport."

Der langjährige Trainer Wolfgang Kühne traut Norman Müller die Erfüllung der Olympianorm von 8 050 Punkten ohne weiteres zu. Doch dies allein wird nicht allzu viel nützen. Denn der erstarkte deutsche Zehnkampf kann mindestens ein halbes Dutzend Athleten aufbieten, die solch eine Leistung erreichen können. Aber nur die drei Besten dürfen nach Peking.

Erst vor wenigen Tagen hat der 20-jährige Leverkusener Michael Schrader mit 8 194 Punkten aufhorchen lassen. Hallen-Weltmeister André Niklaus, Artur Abele, Pascal Behrenbruch, Dennis Leyckes und Jacob Minah sind von gleichem Kaliber. "Wir lassen uns nicht verrückt machen", meint Wolfgang Kühne. "Norman hat in Götzis im Wettkampf mit fast der kompletten Weltspitze nach seiner kurz zurück liegenden Verletzung nichts zu verlieren. Drei Wochen darauf gibt es in Ratingen die nächste Olympia-Chance." Es ist allerdings auch die letzte.