Leichtathletik Leichtathletik: Halles Sprint-Ass darf rätseln
Halle/MZ. - 100-Meter-Läuferin Katja Wakan tappt im Dunkeln. Darf die Sprinterin von den Halleschen Leichtathletik-Freunden in Athen die deutsche Staffel ins Rennen führen, was ihr als guter Kurvenläuferin entgegenkäme? Wird es die Position zwei sein oder die dritte, wiederum durch die Kurve? Vielleicht kommt die 23-Jährige als Schlussläuferin in Betracht wie beim fünften Weltmeisterschafts-Platz 2003 oder kürzlich beim Europacup in Bydgoszcz. Oder bleibt sie gar ohne Einsatz?
"Gleich wie, ich freue mich erst einmal nur riesig, dass ich bei den Olympischen Spielen dabeisein kann", erzählt Katja Wakan. Im
Trainingscamp in dem Südtiroler Ort Latsch lässt der deutsche Bundestrainer Bernd Jahn momentan das Rotationsprinzip walten und setzt seine Kandidatinnen Birgit Rockmeier, Sina Schielke, Kathleen Tschirch, Marion Wagner und Katja Wakan - Gabi Rockmeier als Sechste im Bunde fehlt verletzt - auf allen vier Positionen ein. "Der Trainer sagt zwar, er weiß, wer seine vier Favoriten sind, aber er hält das noch geheim. Er lässt uns zappeln", sagt die Hallenserin.
Als Psychologiestudentin wendet sie in dieser etwas unübersichtlichen Situation ihr Wissen an. "Es ist schwierig, damit umzugehen. Ich versuche daher nur schrittweise zu denken, gut zu trainieren und gesund zu bleiben. Der Rest wird kommen. Es hat jedenfalls keinen Zweck, sich verrückt zu machen." Beim Team Challenge am kommenden Sonntag in München wird die Staffel ihren letzten Wettkampf vor Olympia bestreiten.
Dank Katja Wakan sind Leichtathleten aus Halle seit 1956 ununterbrochen bei Olympischen Spielen am Start, abgesehen vom DDR-Boykott 1984 in Los Angeles. Für sie besteht noch ein weiterer Bezug zu Olympia. Ihre Mutter Gudrun war unter dem Mädchennamen Behrend bei den Spielen 1976 in Montreal Vierte über 100 Meter Hürden und hatte die Bronzemedaille nur um zwei Hundertstel verfehlt. "Ich habe mich mit diesem Ereignis schon als Kind befasst, mir Bücher angeschaut und viel erzählen lassen. Ich bin mit Olympia groß geworden", sagt die Fünfte der diesjährigen deutschen Meisterschaft über 100 Meter, deren Bestzeit 11,54 Sekunden beträgt. Sie stammt aus einer sportbegeisterten Familie. Ihre Mutter ist bei Helbra als Sportlehrerin tätig. Vater Peter Wakan, Geschäftsführer einer Vertriebsfirma, spielte Fußball wie es auch ihr Bruder Sven tut.
Eine wertvolle Stütze für Katja Wakan ist seit sechs Jahren der hallesche Heimcoach Harald Werner, der als deutscher Bundestrainer der 400-Meter-Läuferinnen ebenfalls in Latsch weilt. Seine Gelassenheit gibt auch ihr Ruhe. "Wir wollen mit der Sprintstaffel den olympischen Endlauf erreichen", nennt Katja Wakan als Ziel. "Das wird aufgrund unserer schwächeren Einzelzeiten nur durch perfekte Wechsel möglich sein."