Leichtathletik Leichtathletik: Gail Devers schafft fünfte Olympia-Teilnahme

Sacramento/dpa. - Gail Devers könnte durch ihren famosenFotofinish-Sieg im Hornet Stadium von Sacramento zum olympischenTüröffner für Marion Jones geworden sein. Die scheinbar ewig jungeDame des 100-m-Hürdensprints siegte am Schlusstag bei den vonzahlreichen Dopingaffären überschatteten US-Trails über ihreParadestrecke und sicherte sich ihre fünfte Olympia-Teilnahme. Daswar von amerikanischen Leichtathleten nur Carl Lewis und Willye Whitevergönnt. Die 37 Jahre alte Olympiasiegerin über 100 m von 1992 und1996 passierte die Ziellinie nach 12,55 Sekunden und lag nur 2/1000vor ihrer zweitplatzierten Freundin Joanna Hayes (12,55).
«Ich fühle mich wie in Ekstase. Ich bin 37, gehe zu meinem fünftenSpielen. Wer kann das schon von sich sagen?», freute sich dieextrovertierte Sprint-Diva mit den bizarren goldenen Fingernägeln.Ihren bis zu zehn Zentimeter langen Krallen habe sie möglicherweiseihren zehnten nationalen Meistertitel zu verdanken, ulkte Devers, diein Athen endlich ihre erste olympische Medaille über die Hürdenerlaufen möchte. Eine Disziplin, in der sie seit über einem Jahrzehntdie Weltspitze mitbestimmt, bei Olympia aber stets glücklos blieb.1988 in Seoul scheiterte die dreimalige Weltmeisterin im Halbfinale,1992 in Barcelona wurde sie Fünfte, 1996 in Atlanta kam sie alsVierte ein und 2000 in Sydney schied sie verletzt im Halbfinale aus.
Devers winkt auch noch der Startplatz über 100 m, wo sie alsVierte einen Rang vor Olympiasiegerin Marion Jones einkam. Ob sie dieMöglichkeit zugesprochen bekommt, hängt davon ab, wie im DopingfallTorri Edwards entschieden wird. Die Sprint-Weltmeisterin, die sichals Zweite über 100 m und Dritte über 200 m ins Olympia-Team lief,hat die Einnahme einer verbotenen Substanz gestanden. Ihr droht eineSperre von zwei Jahren. Sollte Devers den Startplatz zugesprochenbekommen, wird sie ihn eventuell an Olympiasiegerin Jonesweitergeben, um sich ganz auf die Hürdenstrecke zu konzentrieren.
Eine Entscheidung hat Devers noch nicht getroffen. Diese liegeohnehin in überirdischen Händen. «Ich werde nach Hause gehen undbeten. Gibt es etwas zu entscheiden, wird das Gott für mich tun»,sagte Devers. «Wenn die Antwort zurückkommt: Nein, tue nur eins, dannwerde ich das befolgen. Wenn er sagt, ich soll beides tun, werde ichdas machen.» Ihr Freund und Manager Greg Foster, 110-m-Hürden-Olympiasieger von 1984, meinte, dass Devers sicher erst Mittwoch umMitternacht, kurz vor Ablauf der Deadline zur Nominierung des US-Olympia-Teams, ihre Entscheidung mitteilen wird. Forster: «Sie wirdsich bestimmt erst um 23:59 Uhr äußern, ich kenne Gail.»
«Wie immer sie sich entscheidet, es wird richtig sein», behaupteteCraig Masback. Der Geschäftsführer des US-Leichtathletik-Verbandes(USATF) pries die während der achttägigen Trials gezeigtenLeistungen. Zugleich zeigte er sich erleichtert, dass sich bis aufTorri Edwards die anderen des Dopings beschuldigten Athleten durchNichtqualifikation von selbst disqualifiziert haben. Dass inSacramento zum vierten Mal nach 1908, 1912 und 1992 bei den Trailskein Weltrekord aufgestellt und nur zwei nationale Bestmarken notiertwurden, dämpft den Optimismus für Athen keinesfalls. «Unser Teambesteht aus einer idealen Mischung heißblütiger Neulinge und weiserVeteranen. Es ist das beste Team seit 1992. Wir können mehr als 20Medaillen gewinnen», sagte Masback.
Zu den «weisen Veteranen» zählt neben Sprint-Olympiasieger MauriceGreene, Gail Devers oder den Kugelstoßern Adam Nelson und John Godinaauch Stacy Dragila. Die 33 Jahre alte Olympiasiegerin gewann in derNacht zum Montag den Stabhochsprung mit 4,75 m. Danach scheiterte siedrei Mal an der Weltrekordhöhe von 4,89 m. Der Olympiasieger über 110m Hürden von 1996, Allen Johnson, war am ersten Hindernisgestrauchelt und wurde Dritter in 13,25 Sekunden hinter dem Olympia-Zweiten Terrence Trammell (13,08) und Duane Roos (13,21).
Auch die «heißblütigen Neulinge» trumpften noch einmal auf. ShawnCrawford war über 200 m in 19,99 Sekunden nicht zu schlagen. DerDritte über 100 m siegte vor Justin Gatlin (20,01) und BernardWilliams (20,30). Die erst 18-jährige Allyson Felix war über diegleiche Distanz in der zweitschnellsten Zeit des Jahres von 22,28Sekunden vor Muna Lee (22,36) und Edwards (22,39) erfolgreich.
