Leichtathletik Leichtathletik: Franka Dietzsch genießt den Rummel
Stuttgart/Monte Carlo/dpa. - «Dasgenieße ich schon und ich schwebe auch immer noch auf Wolke sieben»,sagt die Diskuswerferin knapp einen Monat nach ihrem Triumph bei denLeichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki. «Aber ich bin nochgar nicht dazu gekommen, mit Familie und Freund so richtig gemütlichzu feiern und war noch gar nicht zu Hause auf Usedom.»
Noch nicht einmal eine WM-Aufzeichnung vom 11. August hat sie sichbisher anschauen können. «Ich habe immer nur den einen Wurf gesehen.Ich hätte ganz gern mal den ganzen Wettkampf von vorne bis hinten.Viele haben mir erzählt, dass ich mich so schön gefreut habe.»
Danach hat die Bankangestellte fünf Wettkämpfe innerhalb einerWoche bestritten und trat dann in Bad Köstritz, Linz sowie beim ISTAFin Berlin an. Dort hatte man das Diskuswerfen extra noch ins Programmgenommen. «Dass mir bei der Ehrenrunde 60 000 Zuschauer zujubeln, daswar unheimlich schön», sagte die 37-Jährige. Einen großen Bahnhof fürdie Athletin gab es auch bei der Sparkasse Neubrandenburg und imMarktplatz-Center in Neubrandenburg.
Dietzsch war zwar bereits 1999 in Sevilla Weltmeisterin, doch nachdem diesjährigen Coup und den folgenden TV-Auftritten erlebte dieachtmalige deutsche Meisterin ungewohnt großen Zuspruch: «Sogar aufder Straße sprechen mich Leute an - egal, ob in Frankfurt am Main,Berlin oder Hamburg.» Von einer Schule erhielt sie eine zwei Meterlange Papierrolle mit Glückwünschen und Unterschriften, die Briefehat sie noch gar nicht gelesen.
«Ich komme zu nichts, es ist einfach sehr, sehr viel los gewesennach der WM», sagte Dietzsch stöhnend vor ihrem Auftritt an diesemSamstag beim World Athletics Final in Monte Carlo. «Ich bin mentalvöllig am Ende, will aber noch mal einen vernünftigen Wettkampfmachen.» Neben Meeting-Starts, Arbeit und Ehrungen muss dieWeltmeisterin nämlich auch noch regelmäßig trainieren, um in Form zubleiben.
Möglicherweise lässt die derzeit einzige deutsche Weltmeisterinsogar die Gala in Monte Carlo, wo die «Weltleichtathleten des Jahres»gekürt werden, sausen. «Das ist alles sehr nett und schön, aber dakommt das Essen immer so spät», erklärte sie. «Vielleicht gehen wirganz gemütlich irgendwo hin.» Nach dem Saisonfinale steht eineMittelmeer-Kreuzfahrt mit der «Aida» an. «Danach mache ich erstmalgar nichts. Ich bin schließlich schön etwas älter.»
Irgendwann im Herbst will sich Dietzsch, die einen Olympia-Start2008 in Peking nicht ausschließt, mit der Planung der neuen Saisonbeschäftigen. Dann hofft sie nicht nur auf bessere finanzielleUnterstützung vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), nachdem siezuletzt nur B-Kader-Mitglied war, sondern auch auf mehrStartmöglichkeiten bei Sportfesten: «Ich bin doch die einzigedeutsche Weltmeisterin in der Leichtathletik.»