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Leichtathletik Leichtathletik: Europameister kämpft um Hundertstel

Von RÜDIGER FRITZ 25.06.2009, 20:23

HALLE/MZ. - Deswegen kann sich der Läufer, der für Bayer Leverkusen startet, über seine in diesem Jahr erreichte Bestzeit von 1:45,63 Minuten auch nicht restlos freuen. Sogar nach seinem Sieg kürzlich beim renommierten Istaf-Sportfest im Berliner Olympiastadion gegen international namhafte Athleten ärgerte er sich: Wieder nichts mit der verflixten Normzeit. "Ich habe das drauf. Das weiß ich. Ich will richtig mitmischen", meint Robin Schembera der am vorigen Wochenende die von Deutschland im portugiesischen Leiria gewonnene Team-Europameisterschaft nur deshalb ausgelassen hat, weil er in Köln die Aufnahmeprüfung für eine Polizeiausbildung im gehobenen Dienst zu absolvieren hatte. "Ich kann über 800 Meter schneller als 1:45 Minuten rennen, wenn Athleten dabei wären, die Druck machen. Die gibt es bei uns leider kaum."

Aus Halle bekommt der Europameister von 2007 bei den unter 23-Jährigen von seinen Eltern alle Unterstützung, um sich auf seine hohen Ziele zu konzentrieren. Sie waren selbst Spitzensportler. Mutter Antje Schembera gehörte unter ihrem Mädchennamen Schröder zur Elite der 800-Meter-Läuferinnen mit 1:57,57 Minuten. Sie lief diese Zeit in ihrem besten Jahr 1983, in dem sie in Helsinki bei der ersten Leichtathletik-WM den achten Platz belegte und auch beim Länderkampf der USA gegen die DDR in Los Angeles siegte. Vater Peter Schembera, Kriminalbeamter in der Saalestadt, war Mitte der 70-er Jahre ein erfolgreicher Speerwerfer mit einer Bestleistung von 77,88 Metern.

Die Mutter, diplomierte Sportlehrerin, war bei den Halleschen Leichtathletik-Freunden die Trainerin ihres Sohnes, der auch vom jetzigen Landestrainer Wolfgang Thier mit betreut wurde. "Robin war veranlagt, ich habe ihn daher hart gefordert. Aber es kam dadurch zu Spannungen, weshalb ich ihn dann nicht mehr trainiert habe", erzählt die heutige Medienberaterin Antje Schembera.

Spannungen zwischen Verein und dem Athleten gab es durch dessen plötzlichen Wechsel 2002 zu Bayer Leverkusen, der mit neuen beruflichen Verpflichtungen und dem Umzug seiner Mutter nach Köln zusammenhing. "Aber die Irritationen sind längst ausgeräumt", sagt Robin Schembera.

Anfangs war Robin Schembera ein guter Crossläufer und auf der 3 000-Meter-Distanz stark. "In Leverkusen hat mich mein Trainer Adi Zaar, der mich seit sieben Jahren betreut, zu einem schnellen Läufer gemacht", sagt der WM-Kandidat. Zaar hebt als Stärke seines Schützlings die taktische Raffinesse hervor und meint: "Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn Robin nicht bald die 800 Meter in einer Leistung von 1:44 Minuten läuft." Doch die Zeit drängt.