Leichtathletik-EM Leichtathletik-EM: Tobias Unger will in Madrid den Bann brechen
Madrid/dpa. - Tobias Unger will im Palacio de Deportes den Bannbrechen und erstmals seit 1996 wieder eine Medaille für die deutschenKurzsprinter bei Leichtathletik-Europameisterschaften holen. «Ichglaube, Marc Blume war vor neun Jahren in Stockholm der letzte, derdas geschafft hat. Dann wird's ja jetzt wieder mal Zeit - eineMedaille muss für mich das Ziel sein», sagte der 200-m-Spezialist vomLAZ Kornwestheim-Ludwigsburg vor der Hallen-EM am Wochenende inMadrid. Für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gehen nachvier kurzfristigen Absagen noch 36 Athleten an den Start. «Etwa dieHälfte hat Chancen auf eine Endkampfplatzierung. Vier bis sechsMedaillen sind realistisch», sagte Chef-Bundestrainer Jürgen Mallow.Eurosport überträgt ab Freitag von allen drei Wettkampftagen live.
Motiviert von seinem Rekordlauf bei den deutschen Meisterschaftenim Glaspalast von Sindelfingen (20,56 Sekunden) will «Schwabenpfeil»Unger auch im Sportpalast der spanischen Hauptstadt alle überflügeln.Vor seinem EM-Debüt ist der 25-Jährige in der europäischen 200-m-Saisonrangliste die Nummer eins vor seinem Landsmann Sebastian Ernst(20,66), der ihn in Chemnitz schlagen konnte. «Gold und Silber - daswäre ein Riesending. Sebastian ist Mitfavorit, aber zugleich meinKonkurrent im eigenen Team», meinte Unger, der immer positiv denktund mit Druck gut umgehen kann. «Da holt man manchmal die letztenZehntel raus», sagte der Olympia-Siebte von Athen.
Marc Blume greift in Madrid noch einmal an. Der Wattenscheider istder bis dato letzte Europameister des DLV auf den kurzenSprintstrecken: Am 9. März 1996 erkämpfte er bei der Hallen-EM inStockholm über 60 m sogar den Titel. Davon kann der 31-Jährigediesmal nur träumen. Die Kastanien für das deutsche Team (Mallow:«Eine ausgesprochen gute Mischung aus Erfahrung und Jugend») müssenandere aus dem Feuer holen. Zum Beispiel Stabhochspringer TimLobinger. Der WM-Fünfte vom ASV Köln ist der einzige Titelverteidigerin der deutschen Mannschaft, die 2002 bei der Hallen-EM in Wien - mitnur 26 Athleten - sechs Medaillen (1 Gold/2 Silber/3 Bronze) holte.
Für eine vergleichbare Ausbeute sollen neben Unger und Ernst vorallem die «Stabis» sorgen: Lobinger stehen Youngster Fabian Schulze(Kornwestheim-Ludwigsburg) und der nachnominierte Björn Otto(Uerdingen/Dormagen) zur Seite. Bei den Frauen setzt der DLV aufKugelstoßerin Petra Lammert (Stuttgart), Stabhochspringerin CarolinHingst (Mainz) und Hürdensprinterin Kirsten Bolm (Mannheim).
Für die 28. Auflage der Hallen-EM haben 583 Athleten aus 43Ländern gemeldet. Das größte Aufgebot entsendet Russland mit 67Aktiven, gefolgt von Großbritannien (46) und Frankreich (42). DieStars der Show sind zwei Athen-Olympiasieger, deren Wettbewerbüberhaupt nicht auf dem Plan steht: Zehnkampf-König Roman Sebrle(Tschechien) jagt als Siebenkämpfer den Hallenweltrekord desAmerikaners Dan O'Brien (6476 Punkte); Siebenkämpferin Carolina Klüft(Schweden) muss sich mit zwei Disziplinen weniger begnügen.