Leichtathletik/Doping Leichtathletik/Doping: Olympia-Achte geht in Offensive
Düsseldorf/dpa. - Doping-Fälle mit Oxandrolon, das als Medikament überwiegend beiKindern zur Förderung des Längenwachstums und bei Frauen gegenOsteoporose eingesetzt wird, gab es in Deutschland bislang nicht.«Das Präparat ist offiziell in Deutschland nicht zugelassen und sollhorrend teuer sein», sagte Amewu Mensah, die nun mit einerzweijährigen Sperre rechnen muss. Die Ex-Freundin von 800-m-Olympiasieger Nils Schumann, die zusammen mit ihm auf Plakaten fürdie Initiative «Keine Macht den Drogen» geworben hat, will dasDoping-Mittel nicht bewusst eingenommen haben.
Dass die Nahrungsergänzungsmittel, die sie wie die meistenAthleten nimmt, mit dem Anabolikum verunreinigt waren, glaubt dasHochsprung-Ass nicht. Dennoch will die Olympia-Achte ihre Präparatevorsorglich untersuchen lassen. «Ich habe meineNahrungsergänzungsmittel nicht gewechselt und wurde am 16. Januar,14. März und 8. Mai bei Doping-Kontrollen jeweils negativ getestet»,berichtete Amewu Mensah. Bisher liegen keine Erkenntnisse vor, dassNahrungsergänzungsmittel - die als Auslöser der Häufung vonNandrolon-Fällen gelten - mit Oxandrolon kontaminiert sind.
«Ich finde es gut, wenn ein Athlet selbst nach einem positivenTest an die Öffentlichkeit geht», sagte der Präsident des DeutschenLeichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop. Der DLV hatte erst inder vergangenen Woche mit dem Sprinter Jörg Deerberg einen Doping-Fall publik gemacht. Dass der Mensah-Fall in der kommenden Woche beider WM der Medaillenhoffnung Nils Schumann nachlaufen könnte, glaubtProkop nicht: «Ich sehe keine Anhaltspunkte, die eine Bezugnahme aufNils Schumann rechtfertigen würden.» Zumal die Liaison zwischen derattraktiven Hochspringerin und dem Mittelstreckenläufer, der amSamstag ins WM-Trainingslager nach Calgary flog, bereits Mitte Junibeendet war.
Die in Ghana geborene und für den Berliner SC startende AmewuMensah wurde am 28. Juni, einen Tag vor den deutschen Meisterschaftenin Stuttgart, vom DLV über die positive Probe informiert. Daraufhinverzichtete die Athletin Not gedrungen auf einen Start und dieMöglichkeit auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in derkommenden Woche in Edmonton. «Es war ein extrem unwirklicher Moment,als ich über den Test informiert wurde. Ich dachte, mich tritt einPferd», sagte Amewu Mensah. Die in der A-Analyse entdeckte DosisOxandrolon ist nach ihren Angaben so gering gewesen, das siephysiologisch völlig ohne Wirkung sei. «Außerdem soll ich laut Testdas anabole Steroid wenige Stunden vor dem Wettkampf eingenommenhaben. Dies wäre unsinnig und wirkungslos», meinte dieChemiestudentin, die wegen einer Innenbanddehnung im Fuß nur dreiWettkämpfe bestritt und dabei über 1,87 Meter nicht hinaus kam.
Im Glauben, unschuldig zu sein, habe sie nach Anhaltspunktengesucht, die möglicherweise ihre Unschuld belegen können. Und es gibtVerdachtsmomente, die nach ihrer Ansicht noch nicht aufgeklärt sind.Hierzu gehört ein Fernsehteam, das sie bei der Doping-Probe am 4.Juni in Rehlingen stark bedrängte «und sogar bei der Urinabgabe dabeisein wollte». Doch letztendlich will sie keine Ausreden konstruierenund Anschuldigungen («Es fällt mir keiner ein, der mir so etwas antunwollte») machen. Ebenso will Amewu Mensah keinen juristischen Feldzugstarten. «Es kann keinen Weg durch die Instanzen geben. Mir fehltdazu der finanzielle Hintergrund. Außerdem habe ich doch sowieso kaumChancen», erklärte sie. Ob in zwei Jahren ein Neuanfang nachabgelaufener Sperre möglich ist, lässt sie offen: «Ich weiß nicht, obich es noch ein Mal machen werde. Schließlich weiß ich jetzt, wieschnell man vom Kettenkarussell runterfallen kann.»