Leichtathletik Leichtathletik: Digel und Bach schwärmen vom Ausflug in Antike
Olympia/dpa. - Der Ausflug in die Antike hat bei den OlympischenSpielen eine überglückliche Nadine Kleinert, hellauf begeisterteFunktionäre, einen erleichterten Archäologen und Hunderte von leerenPlastikflaschen im alten Stadion hinterlassen. «Kompliment an dieGriechen! Sie haben hier etwas Fantastisches auf die Beine gestellt»,sagte Helmut Digel, der deutsche Vize-Präsident des InternationalenLeichtathletik-Verbandes (IAAF), nach dem Kugelstoßen auf demheiligem Boden. «Der Wettkampf hat gezeigt, dass man alles aucheinfacher organisieren kann.»
Der Würzburger Archäologe Ulrich Sinn, der seit 1985 dieAusgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Olympialeitet und im Vorfeld heftige Kritik geäußert hatte, sah sich dieVeranstaltung zu Hause im Fernsehen an und urteilte in einer erstenFerndiagnose: «Technische Schäden sind wohl nicht entstanden.»
Die 15 000 Zuschauer ließen sich von der Atmosphäre auf demGelände des Weltkulturerbes ebenso begeistern wie die beidenOlympiasieger Irina Korschanenko (Russland) und Juri Bilonog(Ukraine) sowie die Funktionäre. Digel warnte jedoch möglicheNachahmer: «Das war eine Ausnahme, die man nur in Griechenland machensollte.» Die Riege der Funktionäre um IOC-Präsident Jacques Rogge undOrganisationschefin Gianna Angelopoulos-Daskalaki hatte sich in T-Shirts und Baumwollhosen gekleidet, um das «Wald- undWiesensportfest» zu erleben. Dass für die VIPs extra Holzpodesteaufgebaut und Stühle aufgestellt wurden, war nach Ansicht Digels«nicht nötig».
«Es laufen einem Schauer über den Rücken», schwärmte Thomas Bachüber die Open-Air-Atmosphäre, die von klassischer Musik begleitetwurde. Der IOC-Vizepräsident aus Tauberbischofsheim wollte zusammenmit Digel nach dem Wettkampf wie die Athleten durch den altenTorbogen in die Arena gehen. Doch der dort postierte Polizist bliebeisern: «Hier dürfen nur die Sportler durch.»
Bronzemedaillengewinnerin Nadine Kleinert wird den Tag amUrsprungsort der Olympischen Spiele ihr ganzes Leben nicht vergessen.«Ich hab' schon bei meinem ersten Versuch gedacht: Aber hallo, dieZuschauer machen hier ja eine richtige Party», staunte dieMagdeburgerin. Die «Schweinehitze» und die Nervenanspannung hattendie Kugelstoßer spätestens dann vergessen, als sie eine ausgelasseneParty am Pool der benachbarten Olympischen Akademie feierten. Dahatte das alte Stadion, inzwischen befreit von Kabeln undPlastikmüll, wieder zu seiner jahrtausendalten Ruhe zurückgefunden.