Leichtathletik Leichtathletik: Claudia Marx kriegt wieder die Kurve

Wien/dpa. - Claudia Marx hat bei der Hallen-EM in Wien als Zweitenochmal die Kurve gekriegt. Als nach der ersten Runde des 400-m-Finales die Bahnen verlassen werden durften, lag die 23-Jährige nuran fünfter Stelle. «Na toll, jetzt hast Du es vergeigt», ging derBerlinerin da durch den Kopf. Doch mit großer Kampfmoral und einemstarken Finish klappte es noch mit der ersten Einzelmedaille.
Gebannt starrte sie auf die Videoleinwand und konnte sich erstfreuen, als ihr Name aufleuchtete: «Bronze war ein schönes Ziel, dasich mir gestellt hatte. Nun hat es sogar zu Silber gereicht»,strahlte das Mitglied der silbernen WM-Staffel von Edmonton.
Claudia Marx, die seit 1999 an der Berliner Humboldt-UniversitätSportwissenschaft studiert und ihr Vordiplom abgelegt hat, istselbstkritisch genug, um nur mit der Platzierung und weniger mit derZeit von 52,15 Sekunden zufrieden zu sein. «Der Erfolg gibt mir aberrecht», rechtfertigt sie ihre Renneinteilung mit vorsichtigem Beginn.«Dadurch hatte ich hinten noch Kraft zum Kampf um den zweiten Platz.»Die Britin Catherine Murphy war schnell zu ihr aufgelaufen und an dieSpitze gerannt, musste diesen Sturmlauf aber mit einem Einbruch unddem letzten Platz bezahlen.
«Dieses Erfolgserlebnis nehme ich mit in den Sommer und willpsychisch davon profitieren. Rang zwei ist gut für den Kopf, mit derZeit kann ich aber niemanden schocken», sagt sie im Hinblick auf dieEM-Qualifikation für München. Dort möchte sie auch im Einzelrennenstarten und das Finale erreichen.
Dazu wird sie ihre persönliche Bestleistung von 51,41 Sekunden ausdem Vorjahr weiter steigern müssen. Darum wird es keine langeTrainingspause geben. Im Berliner Sportforum hat die Berlinerin dieMöglichkeit, ein Höhentraining zu simulieren. Ende März folgt eindreiwöchiges Trainingslager der 400-m-Läuferinnen in Portugal.
Claudia Marx hatte in ihrer sportlichen Entwicklung «einige Tiefendabei». Besonders nach einem schweren Autounfall im Mai 1998 hingihre Karriere am seidenen Faden. Mit sechs gebrochenen Rippen undeiner eingefallenen Lungenhälfte wurde sie für drei Tage in einkünstliches Koma versetzt. Der Arzt im Krankenhaus machte ihr Mut underzählte, dass so etwas bei Eishockeyspielern auch manchmal vorkommt,und die würden auch wieder spielen.
Bereits im Juli stand die Athletin wieder im Training für einComeback. Auch andere Verletzungen und einen Sturz im Finale bei derHallen-EM 2000 in Gent warfen sie nicht aus der Bahn. Zusammen mitihrem langjährigen Trainer Bernd Knobloch hat sie immer wieder dieKurve gekriegt.